Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1965) (64)

ehesten steinernen Boden wirft oder fallen lässt, so dass er zerspringt. Jeder Anthropologe hat derartige Scherben schon einmal unfreiwillig «angefertigt». Zur Frage nach dem biologischen Alter, in welchem der ursprüng- liche Besitzer dieser Schädelscherbe zu Tode kam, lassen sich einige Indizien finden: Die Wanddicke ist erheblich, im Bereich der Pfeilnaht erreicht sie 8 mm, die Mitte der Vorderkante misst 9 mm, der lateral- hintere Winkel gar 10 mm. Diese merkliche Dicke und dazu noch der Grad der Derbheit der erhaltenen Nahtzacken schliessen kindliches und jugendliches Sterbealter aus. Innerhalb des Erwachsenseins ver- weisen am ehesten auf die adulte Altersstufe: das Fehlen von Foveolae granuläres als relativ schwaches Indiz, ferner der erhebliche Anteil der Spongiosa an der Knochensubstanz, die ausgesprochene Feinzelligkeit der Diploe und als relativ stärkster Anhalt das Offensein der Pars obelica der Pfeilnaht, die zu den am frühesten verknöchernden Naht- partien eines Schädels gehört und deshalb im maturen Alter gewöhn- lich verstrichen ist. Zur Frage nach dem Geschlecht lässt sich nur anführen, dass nach den statistischen Unterlagen Männerschädel gemeinhin dickere Hirn- schalenknochen haben als weibliche, im Individualf alle jedoch ist es durchaus möglich, dass ein weiblicher Schädel ausgesprochen dick- wandig sein kann. Die Geschlechtsdiagnose ist also mangels geeigneter Kriterien als offene Frage zu belassen. Während die drei Bruchränder, wie gesagt, scharfkantig sind und keine sekundären Veränderungen zeigen, sind die Nahtzacken und insbesondere der hintere mediane Winkel der Scherbe abgeschabt, wobei die äussere Kante und alle Spitzen der Nahtzacken schräg von aussen nach innen abgestumpft und der genannte Winkel breit abge- rundet worden sind. Hält man das Stück unter eine starke Lichtquelle, dann sieht man deutlich die Grenze zwischen der etwas glänzenden Aussenfläche und dem Schabstreifen. Insbesondere das letztere spricht gegen die Vermutung, es könnte sich hier um eine Verwitterungser- scheinung handeln, die zufällig nur den Zackenrand betroffen hätte; dass ein Tier den Rand abgenagt haben könnte, ist wegen der weichen Glätte der betreffenden Stelle und wegen des Fehlens jeglicher Nage- rillen ganz unwahrscheinlich, zudem lassen sich keinerlei Eindrücke von Zahnspitzen finden: die Aussen- und Innenseiten zeigen lediglich 141
	        

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