Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1965) (64)

erst später, muss im Befund des «Krüppel» offenbleiben. Auch die Glas- sachen Nr. VI/4 — 6, die Glasarmringe, die Lavezscheiben Nr. VII/4 — 6 und die Lignitarmringe Nr. VII/7 — 8 möchte ich lieber im 4. Jahr- hundert sehen, als sie der ersten Periode des «Krüppel» zuteilen. Erstmals wurde der «Krüppel» nach der Zeitwende während der Regierung des Kaisers Gallienus aufgesucht und befestigt, nachdem 259/260 der grosse Alamanneneinfall das Voralpenland überschwemmt hatte. Damit steht der «Krüppel» zeitlich in einer Gruppe mit den Anlagen auf dem Wittnauer Horn und in Windisch85), wo die bedrängte Bevölkerung sich zurückgezogen und mit gebotener Eile Be- festigungen neu errichtet oder wieder instand gesetzt hatte. Diesen sicher bekannten Refugien jener Zeit ist nun mit dem «Krüppel» eine weitere Art zuzurechnen. Ein Vergleich mit ihm hinsichtlich der geo- graphischen Lage, der Befestigungsart und des Fundgutes erlaubt jetzt auch die Entstehung bisher noch nicht so exakt datierter Anlagen in die Zeit der Alleinherrschaft des Gallienus zu legen. Hierzu gehören die Heidenburg bei Göfis80), die Stellfeder bei Nenzing87), der Moos- berg im Murnauer Moos88) und das Lutzengüetle bei Gamprin89), bei denen neben anderem vor allem die so ungeheuer ähnliche Lage die Gemeinsamkeit unterstreicht. Somit lässt sich die Errichtung einer ganzen Reihe von Befestigungen ziemlich sicher bald nach 260 n. Chr. datieren, nachdem die bisherigen Datierungsanhalte gerade für jene Jahre höchst spärlich und unsicher waren90). Das Ende der ersten Periode auf «Krüppel» liegt in der Zeit des Aurelian oder in den ersten Jahren des Probus. Weitere Alamanneneinfälle, für die sich mancher- orts Nachweise finden, werden wohl dies Ende herbeigeführt haben. Zum zweiten Male wurde der Rücken des «Krüppel» aufgesucht, als während der Usurpation des Magnentius die Alamannen und die Franken den Rhein fast auf seinem ganzen Lauf überschritten hatten. Diesmal ist die Dauer der Belegung noch kürzer und hat nur wenige Jahre gewährt. Dennoch wird das meiste Fundmaterial aus dieser Zeit stammen. Die wenigen, aber deutlichen Brandspuren, der erschlossene Münzschatz u. a. deuten auf eine gewaltsame Zerstörung hin, die wie- derum die relative Menge des Materials erklärt. Ein Vergleich der Münzreihen und des übrigen Fundmaterials von «Krüppel» und dem Kastell Schaan, erlaubt die Feststellung, dass das Kastell erst nach dem endgültigen Ende des «Krüppel» errichtet wurde, 111
	        

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