Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1964) (63)

Der Religionsunterricht wurde in allen Abtheilungen und Klassen der Schule mit Eifer betrieben. Hinsichtlich der Disciplin ist keine Klage. Das Betragen der Schüler ist im allgemeinen ordentlich, und die Lehrer kommen ihren Pflichten gewissenhaft nach. Diese kurze Ubersicht mag zeigen, dass die Schule ihre Aufgabe versteht, und wenn hin und wieder manches zu wünschen wäre, so liegt es für jetzt mehr in den Verhältnissen als in dem Mangel der Einsicht und des Willens. Sollte ein detaillierter Bericht verlangt werden, werde ich nicht ermangeln, ihn einzusenden. Jch habe geglaubt, diesen Bericht blos nach meiner Ansicht fertigen zu müssen, damit es nicht den Anschein gewinne, als urtheilen die Lehrer in ihrer eigenen Sache selbst, und habe ihn vorher der Lehrerconferenz nicht vorgelegt. Er mag nur als eine Privatansicht gelten. Disentis, 26. März 1842. P. Kaiser, Rektor P. S. Über die einzelnen Lehrer wollte ich nichts bemerken, nur mehr mehr Bereitwilligkeit hin und wieder, den anerkannten Bedürfnissen der Schule zu begegnen, wäre zu wünschen, denn indem sich jeder nur auf sein Fach beschränken will, ist es schwer, alle Bedürfnisse zu decken. Die Lehrer sind freilich, das muss man gestehen, viel in Anspruch genommen, sie haben verhältniss(mässig)3) viele Stunden und dennoch erfordert es noch mehr Anstrengung, es klingt dies zwar seltsam, aber liegt in der Natur, in den Verhältnissen unserer Schule, die noch eine lange Reihe von Jahren so bleiben müssen, bis die Volks- schule mehr gehoben ist und die Schüler besser vorbereitet an die Schule kommen. Doch es dürfte vorderhand an dem Gesagten genug sein. P. K. ') Dieser Bericht gelangte mit dem Brief des folgenden Tages, des 27. März, an Alois de Latour. Er ist an sich sehr wertvoll, da er Kaisers abgewogenes und wohlwollendes Urteil offenbart, aber auch fast als Brief zu werten, da er ihn ausdrücklich als seine «Privatansicht» hinstellt und in dem Postscriptum die Gesamtlage trefflich charakterisiert. 2) Es handelt sich um Fidel Condrau, Mistral 1814, der vermutlich 1843 starb, da dann dessen Sohn Dr. med. Augustin Condrau damals die Leitung der Dorfgemeinde übernahm. Näheres HBLS II. 612 und Robbi J., Die Standes- präsidenten des Kt. Graubünden 1917, S. 24-25. 3) Kaiser schreibt «verhältniss», ohne für das «mässig» Raum zu lassen. 96
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.