Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1964) (63)

Nr. 1. 60 Schüler an Alois de Latour 25. März 1838 Hochgeachteter Herr Präsident ! Hochgeachtete Herrn Schulräte ! 
J) Da wir wissen, dass Jhnen das Heil unserer Schule sehr angelegen ist, und dass die Zwistigkeiten, die gegenwärtig in dieser Anstalt herr- schen, Sie sehr schmerzen, so bitten wir dringlich alle Opfer zu brin- gen, um diesen zu steuern; denn mit raschen Schritten eilt ein Staat, in dem die höchste Zwietracht, Unordnung und Feindseligkeiten herrschen, seinem Verderben entgegen, und zwar viel schneller, als wenn er nur von aussen bedrohet wäre. Auch uns schmerzen diese Feindseligkeiten sehr, und besonders die gegen den Herrn Rektor Kaiser ausgestreuten Verleumdungen; denn falsch sind alle, und aus einem Herzen, in dem auch der geringste Funke von Nächstenliebe und Liebe zu dieser Anstalt erstickt war, kommen sie. Am meisten müssen wir über unser Volk hier wundern, das sonst bei dem gering- sten Anlass mit lauter Stimme gegen die Schule sich erhebt, dass es dieses Mal, da auch die ausgestreuten Beschuldigungen gegen den Herrn Rektor zu seinen Ohren kommen, ganz still und ruhig ist; denn es weiss wohl, da diese mit den gräslichsten Farben bezeichnet sind, ganz falsch sind,2) und es kennt schon den Herrn Kaiser als einen guten tüchtigen und höchst freundlichen Mann.3) Auch hier scheint sich das alte Sprichwort zu erwahren: «Wenn der Bogen zu stark ge- spannt ist, so bricht er». Ach die unklugen Herren verderben sich selbst; bald sagen sie, der Herr Rektor habe keine Religion, bald aber, er mache die Schüler viel zu oft in die Kirche gehen. Das Geschrei und Toben macht nicht die Wahrheit aus, sondern verräth im Gegenteil Schuld und abscheulichen Hass; denn die Liebe ist, wie der grosse Weltapostel an die Korinther schreibt, freundlich, sie bläht sich nicht auf, sie denkt nicht arges und duldet alles.4) Die Wahrheit liebt die Stille, und daher triumphirt die Lüge oft eine Zeit lang, aber die Wahrheit kann nicht untergehen, sondern sie wird am Ende als gekrönte Siegerin das Schlachtfeld glorreich behaupten. An den Früchten erkennt man den Baum, und man muss am Ver- stände ganz verrückt seyn, wenn man einen Mann, von dessen höchst 71
	        

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