Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1964) (63)

1843 erschienenen «Wanderbilder» die Disentiser Kantonsschule (S. 19 — 20) und weiss über Rector Kaiser nur Rühmendes zu er- zählen (S. 2). Wir veröffentlichen hier nicht nur Briefe von Peter Kaiser, sondern auch die Artikel der zu Luzern erschienenen Schweizerischen Kirchen- zeitung, die unsern Rektor nicht wenig angriffen. Nur wenn man auch die Gegenseite zu Wort kommen lässt, gewinnt das historische Bild an Wirklichkeitsfarbe. Man muss die Kirchenzeitung insofern begrei- fen, als damals der Radikalismus mit allen Mitteln die Kirche be- kämpfte, die Klöster erwürgte, die Prozessionen lächerlich machte. Da tat ein mutiges Vorgehen, eine kühne Attacke gegen die frechen Lä- sterer not. Die Kirchenzeitung war damals notgedrungen kämpferisch. Die Artikel «Graubünden» stammten aber meist nicht von dem Re- daktor, dem Zuger Priester Maximilian Zürcher (1808— 1863) selbst, sondern von Korrespondenten aus Graubünden, wohl meist aus Chur selbst. Dort gab es ja auch ganz kirchlich gesinnte und tapfer streiten- de Männer, so der Kanzler Jakob Franz Riesch. Was man jedoch bei diesen Einsendungen weniger begreift, ist die Verständnislosigkeit für die Entwicklung Kaisers. In der Zeit von 1830 bis 1842 kann sich doch ein denkender Mann auch irgendwie ändern. Der Kirchenzeitung war der Name Kaisers noch nach dessen Übersiedlung nach Chur ein Stein des Anstosses, ein schlechtes Omen. Das Organ, das ein «katholischer Verein» zu Luzern im Verlage der Gebrüder Räber herausgab, freute sich nicht nur, dass Kaiser in Chur die Rektoratswürde nicht erhielt, sondern begehrte 
-auch noch auf, dass man ihn überhaupt noch angestellt hatte. So charakterisierte eine Einsendung vom 12. Januar 1843 Kaiser als «anstössigen Professor» (Jahrgang 1843, S. 43). Ende des folgenden Jahres 1844 stellte das Blatt fest: «Solange ein de Latour, ein Kaiser usw. im Erziehungsrathe sitzen, darf man immer nur voll grosser Besorgnis statt guter Hoffnung sein». (Jahrgang 1844, S. 604). Wenig später schrieb die Kirchenzeitung: «Die Schule von Disentis erlag an der Wunde, an welcher die moder- nen Staatschulen kränkeln, — am radikalen Geiste». (Jahrg. 1844, S. 661). Das waren Keulenschläge gegen Latour und Kaiser. Schliesslich musste der Liechtensteiner an fast allem Schuld sein. Auch hier gilt des Dichters Wort: Es rast der See und will sein Opfer haben. 70
	        

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