Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1964) (63)

Liebe mangelte.'16) Die Auswahl der Lehrer erfolgte nach strengen Grundsätzen. Vor der Anstellung mussten sich die Lehrer verpflichten, sich völlig den Erziehungsideen Hofwyls einzuordnen, dem allge- meinen Gang des Unterrichts zu folgen und sich dem Lehrkörper ein- zugliedern. Die definitive Anstellung erfolgte erst, wenn sich während der Probezeit die «Gesinnungsgleichheit» herausgestellt hatte.67) Wie Kaiser in Hofwyl empfangen wurde, berichtet er in einem Brief an seinen Freund Franz Müller in Freiburg vom 4. Juni 1819.fi8) «Als ich kam, es war gerade Abend V2 8 Uhr, war Fellenberg nicht zu Hause. Ich betrachtete daher die Umgegend; Es ist ein hübscher Garten! der in der Nähe ganz romantisch, wo allerlei Zurüstungen zu Turnübun- gen sind. Auch mit Wurfspiessen werfen die Knaben auf ein bestimm- tes Ziel. Endlich holte mich der Bediente, und Fellenberg empfing mich sehr freundlich. Ich musste mich zu ihm auf das Cannapee setzen, und da fragte er mich nun alles. 1. auf was ich mich vorzüglich verlegt habe, und wie ? 2. ob ich die Knaben lieb habe und mir ihre Gestalt zur meinen machen könne ? 3. zu was für einem philosophischen System ich mich bekenne ? 4. was ich von der christlichen Religion halte ? 5. von Jesus Christus ? 0(i) Dem streitbaren und wortgewaltigen Pfarrer Bitzius war das Feldherren- tum Fellenbergs in Erziehungs- und Unterrichtsfragen ein Greuel. Trotz grosser gegenseitiger Achtung entspannte sich zwischen ihnen eine Fehde mit vielen bösen Worten. In einem prägnanten Nachruf auf Fellenberg, der aber nicht gedruckt wurde, heisst es: «Wohl selten fand der Tod einen, der so viel geschaffen, mit eiserner Kraft das Geschaffene erhalten und regiert hat, wie Fellenberg. Er beugte die Natur seinem Willen, der Morast musste zur Wiese werden, wilder Boden zu fruchtbarem Felde, wo er mit dem Fusse stampfte, schien ein Haus zu wachsen, wo er winkte, sollten die Menschen sich beugen, wo er befahl, geschäftig die Hände rühren nach seinem Willen. Wie er den Boden entsumpfte, wollte er die Menschheit entsumpfen, vergass aber zuweilen den Unterschied zwischen beiden, dass im Menschen ein Wille lebt, während der Boden eine unvernünftige Crea- tur ist...». Zitiert nach: Bioesch, Hans: Jeremias Gotthelf, Unbekanntes und Ungedrucktes über Pestalozzi, Fellenberg und die bernische Schule. Bern, H. Lang. 1938, S. 24. ü7) Guggisberg II, S. 244/245. cs) Abschrift bei Sp.-Bericht XXVI. 29
	        

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