Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1964) (63)

Hierauf trat Kaiser in die Mitte und hielt eine Rede mit deutschem Sinn und deutscher Kraft. Alle waren mächtig ergriffen . . . Funkelnd vor Freude glänzten aller Augen.57). Kaiser wurde in der Folgezeit immer draufgängerischer. In einem Brief an Bader schreibt er im Januar 1819: «Mit unserer Burschenschaft geht es mächtig vorwärts. Jedoch sind die wenigsten noch dressiert. Ja, viele haben noch nicht einmal eine Ahnung von dem, was da kommen soll. Vielleicht geht's, dass sie so nach und nach etwas annehmen, aber gar recht Herrliches wird nicht daraus erwachsen. Der Antichrist muss bald kommen, sonst verleidet mir das Leben».58) Schon im November 1818 hiess es in einem Schreiben an Bader: «Es muss doch ein kräftiger Schlag irgendwo ge- schehen, sonst hilft alles nichts». In einem Briefe vom 16. May 1819 an Bader: «Wenn ich so schöne, vornehme Hälse sehe, denke ich im- mer, die wären gut köpfen, äusserte sich einer in Egmont. So gehts mir bald. Aber nicht zu rasch. Schön wär's, wenn es nicht dazu kommen müsste».59) Kotzebues Ermordung durch Carl Sand (23. 3. 1819) Hess den radikalen Peter Kaiser in schwärmerisches Lob auf diese Tat aus- brechen.cu) In diesem Brief an Dr. Karl Bader vom 11. April 1819 heisst es weiter: «Nun ich gehe ein wenig in die Schweiz, werde mich auch bald genug von hier entfernen, sintemal ich fertig bin. — Der Philo- sophie widme ich mich sehr; und das staatswirtschaftliche Studium .. . Zu Kaisers Weggang aus Freiburg meinte Müller in seinem Brief vom 14. 5. 1819 an Bader in Berlin:61) «Kaiser ! unser lieber Kaiser 57) Die eigentliche Beschreibung der abendlichen Feier ist wörtlich zitiert nach Müller,- Emil: 90 Jahre burschenschaftlicher Entwicklung in Freiburg i. Br.; hrsg. v. d. Burschenschaft Teutonia. Varel i. O. 1908, S. 10-12. Die Skizze zu Kaisers Feuerlied wurde erstmals hier wiedergegeben. Diese Beschreibung beruht auf einem zeitgenössischen Bericht eines Teilnehmers. 5S) Wentzcke, S. 35. Wentzke zitiert nach Baders Papieren, I, die sich heute im Deutschen Zentralarchiv II in Merseburg, ehemaliges Preussisches Ge- heimes Staatsarchiv, befinden. 59) Im Badischen Generallandesarchiv in Karlsruhe findet sich in den Akten der Mainzer Zentraluntersuchungskommission eine Zusammenfassung von Auszügen aus Briefen Kaisers, wobei Baders Papiere fol. 87 und 94 als Quelle angegeben werden. ü0) Kaisers Schreiben an Dr. Karl Bader v. 11. April 1819 ist im Anhang I wörtlich wiedergegeben. Eine Abschrift des Originals findet sich im Sp.-Bericht XXI, fol. 108 - 113 und Sp.-Bericht XXXVI fol. 24 - 26. 01) MA II 1051. 27
	        

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