Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1964) (63)

rein zur Bearbeitung wissenschaftlicher Gegenstände».43) Auf Baders Zimmer, der wegen eines Schmisses44) das Haus hüten musste, traten die Theologen Franz Müller und Josef Brugger, die Mediziner Franz Josef Wieland, Anton Laumayer, Karl Hölzlin und Karl Bader, die Juristen Peter Kaiser und Ernst Münch zusammen.45) Ernst Münch, der Begründer dieser Vereinigung (später Genossenschaft genannt) stellte in seiner Eröffnungsrede folgendes Programm auf: 1. Wiederherstellung des altreligiösen Sinnes, wozu die Begründung eines aufgeklärten Ka- tholizismus und die Emanzipation von Rom umumgänglich notwendig seien. 2. Die Verdrängung der fremden Sitten und Gebräuche, vor allem die Ausmerzung des französischen Einflusses auf politischem Gebiete. 3. Eine grössere Konzentrierung der zersplitterten geistigen und wissenschaftlichen Kräfte der Nation.46) Der erste Obmann des Vereines, Karl Bader, konnte schon am 3. Mai 1818 in seinem Tagebuch vermerken: Der Zweck unseres Bundes ist festgestellt und die Mittel, ihn zu erreichen. Gottlob, dass es dahin gekommen ist, dass wir arbei- ten, das höchste Ziel im Auge. Ich erwartete Debatten, und alles stimmte ein. Es ist gut, ich danke es Kaisers glühendem Eifer.47) Neben Bader erscheint Kaiser in seiner «glühenden Vaterlands- liebe» als Verfechter der politischen Aufgaben des Vereins. «Kaisers Vorschläge (in einem Vortrage) betrafen das Studium der deutschen Geschichte mit der Lehre, uns nicht an die Form zu hängen, sondern den Geist zu erforschen».48). «Der Verein habe keinen andern als einen literarischen Zweck gehabt; durch Baders und Kaisers über- spannte Ideen ... habe derselbe zuerst ein Hinneigen zur Politik er- 43) Wentzcke, S. 10; Münch: Erinnerungen I, S. 312 ff. 44) Schmiss = Hieb, Wunde, Narbe von studentischen Zweikämpfen. 45) Franz Müller aus Freiburg wurde später Direktor der Blindenanstalt in Bruchsal; Karl Brugger (1796 — 1865) aus Freiburg wirkte als katholischer Geistlicher in Heidelberg; Anton Hölzlin aus Freiburg wurde Verwalter; Fidel Joseph Wieland (1797 — 1852) Arzt und Regierungsrat in Aarau; Karl Bader, Direktor des Karlsruher Polytechnikums und bekannter Pub- lizist; Laumayer aus Freiburg wirkte als praktischer Arzt. 4G) Saxler, S. 38. 47) Wentzcke, S. 12. 48) Wielands Vernehmung nach MA II 1051. 23
	        

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