Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1964) (63)

«Erinnerungen,. . . u. a. folgende Ausführungen: «Der zweite ver- trauteste Freund10) dieser Periode") war Peter Kaiser, welcher in Prag12) und Wien sich ausgebildet und auf einer Reise durch Italien, als Begleiter eines Engländers, schätzbare Sprachkenntnisse sich er- worben hatte. Er besass eine lebhafte Phantasie und entwickelte ein tüchtiges Dichtertalent, welches er aber in der Folge weiter auszubil- den, aus philologischem Hochmuth oder aus historischer Überstrenge unterlassen hat. Er machte mich mit mehreren Italienern13) bekannt, die mir bisher fremd geblieben waren und führte mich und einige Andere in die Literatur der Engländer ein. Wir schwelgten in Tasso und Ariosto, deren hoher Werth und nationale Bedeutung mir erst später aufgegangen, vor allen aber in Petrarca nach Herzenslust, Kaiser über- setzte viele Sonnette desselben auf eine Weise, dass er herzhaft mit den Gelehrten, die darin bereits sich versucht, in die Schranken treten konn- te. Auf der andern Seite fesselten uns Shakespeare, Dryden, Thomson, Gray und Fielding, wiewohl des Freundes Versuche, mich dieselben ") Münch Ernst: Erinnerungen, Lebensbilder und Studien aus den ersten sieben und dreissig Jahren eines teutschen Gelehrten mit Rückblicken auf das öffentliche, politische, intellektuelle und sittliche Leben von 1815 bis 1835 in der Schweiz, in Teutschland und den Niederlanden, Bd. I. Carlsruhe, 1836, S. 253-254. - Wie Saxler darlegt, ist Münchs Autobiographie trotz der oft selbstgefällig anmutenden Darstellung durchaus zuverlässig. Die Angaben über Peter Kaiser dürfen demnach als richtig gelten. '") Als erster Freund ist Hermann Müller (1798 — 1876), Fürsprecher in Rheinfelden, gemeint. ") Die Jahre 1817 und 1818. ls) Das Münch attestierte frappante Gedächtnis scheint ihn hier doch im Stich gelassen zu haben. Jedenfalls erscheint es als beinahe ausgeschlos- sen, dass Peter Kaiser in Prag studiert hat, da die zeitliche Abfolge der Studienorte sozusagen geschlossen belegt werden kann. Völlig unhaltbar aber ist die Behauptung in den Nachrufen auf Kaiser in der «Neuen Bündner Zeitung» v. 25. 2. 1864 und der «Liechtensteiner Landeszeitung» v. 5. 3. 1864, worin erwähnt wird, Kaiser habe bereits mit 19 Jahren die Universität Heidelberg bezogen. Kaiser war aber 1812 nachweisbar in Wien. Bezeichnend erscheint übrigens die Tatsache, dass der Nachruf der «Liechtensteiner Landeszeitung» beinahe wörtlich von der «Neuen Bünd- ner Zeitung» übernommen wurde. Kaiser scheint demnach schon bei seinem Tode in Liechtenstein nicht mehr allzubekannt gewesen zu sein. n) Italienische Schriftsteller. 13
	        

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