Ist der Verrat des Uli Mariss nur eine vage Sage oder geschichtliche Wirklichkeit ? von Alexander Frick In unserer frühen Landesgeschichte treten äusserst selten ein- zelne Personen durch gute oder schlechte Taten besonders her- vor. Wir kennen wohl die Namen der damaligen Landesherren und auch der jeweiligen Landammänner, eigentliche Volksge- stalten aber kennt unsere Geschichte während des Mittelalters kaum. Eine Ausnahme macht Ulrich Mariss, der erbsenstreuende Verräter aus der Zeit des Schwabenkrieges (1499). Ich habe mir die Aufgabe gestellt, einmal den Spuren dieses Mannes soweit als möglich nachzugehen, und dabei zu versuchen, geschicht- liche Tatsache und blosse Sage von einander zu trennen. /. Die Vorstellung unserer jungen Generation von Uli Mariss Unsere jetzigen Schulbücher behandeln diesen Mann als sagenhafte, also nicht als geschichtlich nachgewiesene Figur. So steht im Lesebuch für das 5. Schuljahr der liechtensteinischen Volksschulen, herausgegeben vom Landesschulrat des Fürsten- tums Liechtenstein im Jahre 1955 auf Seite 278 und 279 der folgende Aufsatz über den Verräter Uli Mariss: «Kurze Zeit nach der mörderischen Schlacht bei Triesen waren die Eidgenossen abermals in unserem Lande und lagerten bei Schaan. Eine grosse Schar kampflustiger Ge- sellen aus verschiedenen Kantonen der Schweiz sammelte sich hier unter dem Führer Heini Wolleb. Es galt dieser Zug dem Heere des Schwäbischen Bundes, das an der Letzi bei Frastanz eine feste Stellung bezogen hatte.