Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1962) (62)

Eine allmähliche Steigerung der Jahresstrecken ist deutlich, bis ab 1952 etwa (nach der Einführnug der Abschusspläne und -Auflagen in den einzelnen Revieren) ein steiler Anstieg, trotz erheblich stärkerer Eingriffe in den Wildbestand, festzustellen ist. Der geringe Rickenab- schuss in den vorangegangenen Jahrzehnten entspricht ganz den frühe- ren jagdlichen Anschauungen auch in Deutschland und Österreich. Das Liechtensteiner Gebiet mit seinen idealen, vielseitigen ökologischen Verhältnissen und dem morphologisch starken und gesunden Aus- gangsbestand beweist übrigens die alte Erfahrung (die ich z. B. auch auf meinem Besitz in Ostdeutschland machte), dass ein relativ starker Abschuss der Böcke keineswegs zu einer Schwächung und «Entartung» der Population führen muss, wie es die Jagdtheoretiker oft behaupten. Allerdings darf man dieses allzu krasse Missverhältnis, wie es die Abschussliste in Liechtenstein in vielen Jahren aufweist, nicht allein bei der Beurteilung der Bestandgliederung berücksichtigen, denn ein sehr wichtiger und ausschlaggebender Regulator waren in früheren Jahren die wildernden (Wolfs-) Hunde, die immer wieder in den Re- chenschaftsberichten der Regierung erwähnt werden. So heisst es zum Beispiel, dass 1937 und 1938 zwölf Rehe gerissen gefunden wurden, und im Jahre darauf: das «Rehwild wurde von den Wolfshunden dezimiert», 10 Stück wurden allein im Schlosswald gefunden. Es ist sicher, dass die weiblichen Stücke hierbei einen höheren Anteil hatten (hochbeschlagene Ricken !) als die Böcke. Heute ist — wie überall in verkehrsreichen Gebieten — das Auto der Hauptfeind des Rehwildes geworden. Die Wildzählung von 1952 ergab zum Beispiel zwar einen Bestand von 813 Rehen (33 Ö"0" : 67 9?)- 
es wurden aber allein 93 Stück Fallwild gezählt ! — Einzelheiten aus der jagdlichen Betrachtung des Rehes in Liechten- stein bringt im folgenden wieder Prinz Hans v. u. z. LIECHTENSTEIN. «In alter Zeit war das Rehwild auf dem Gebiet des heutigen Fürstentums verhältnismässig selten und spielte keine grosse Rolle. Dies kann man leicht aus den alten Statistiken ersehen. Auch sind urgeschichtliche und frühge- schichtliche Funde recht selten. In der Emser Chronik aus dem 17. Jahrhundert wird das Reh auch nicht speziell für die Grafschaft Vaduz erwähnt. Es war halt im Rheintal damals alles dicht bewaldet und stark versumpft, allerlei Grossraubwild herum und so für das Reh noch nicht der erwünschte Biotop vor- handen. 332
	        

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