Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1962) (62)

Überblickt man diese Nachrichten, dann wird es deutlich, dass bei allen drei Schläferarten, die wir hier betrachten, weder von einem Nebeneinanderleben im engeren Sinne noch von einem echten Vikari- ieren die Rede sein kann. Es bestehen bei allen drei Arten deutlich abweichende Biotopansprüche, und nur in manchen Gebieten und an manchen Plätzen gibt es Überschneidungen: im Zusammenhang mit dem Nahrungsangebot vielleicht gelegentlich beim Sieben- und Garten- schläfer (Obstbaugebiete), und manchmal auch in der Waldrandzone zwischen Nadelwald und Gebüsch im Wohn- (Höhlen und Spalten) und Nahrungsraum (Erdboden) bei Gartenschläfer und Haselmaus. Man kann allerdings annehmen, dass bei einem solchen Zusammen- treffen einer der grossen Arten mit der Haselmaus ein Verdrän- gen der schwächeren Art die Folge sein wird, jedenfalls an bestimm- ten — nahrungsökologisch günstigen — Plätzen, Wohnhöhlen usw. — Jedenfalls berichtet LÖHRL (1962 in litt.) zum Beispiel: «Wir haben den Eindruck, dass in Gebieten, wo der Siebenschläfer fehlt, und zwar rein örtlich — teilweise auch durch unsere Bekämpfungsmass- nahmen, — die Haselmäuse in den Nisthöhlen zunehmen». — Das gleiche wird — umgekehrt — sicher in noch stärkerem Masse beim Zusammentreffen von Gartenschläfer und Haselmaus zutreffen, wenn die stärkere Art plötzlich in grösserer Zahl erscheint. Dies mag auch gebietsweise in Liechtenstein der Fall sein. — Dass die Möglichkeit eines Nebeneinanderlebens im weiteren Sinne, d. h. in einem grösseren Bezirk von zwei oder sogar drei Schläferarten durchaus gegeben sein kann, zeigt nicht nur das oben erwähnte Beispiel von Wiesbaden, sondern auch das Auftreten des Baum- schläfers (Dryomys nitedula), der sich zum Beispiel bei Vulpera Tarasp noch zum Gartenschläfer und zu der Haselmaus gesellt. Tat- sächlich gibt es sogar ein Gebiet in Deutschland, in dem alle vier Schläferarten, wenn nicht dicht nebeneinander, so doch im weiteren Umkreis vorkommen. Es ist das Luisenburg-, Schauerberg- und Kös- seinegebiet im Fichtelgebirge (Häufigkeit der 4 Schläfer etwa wie 88 : 5 : 2 : 17 für Gartenschläfer, Siebenschläfer, Baumschläfer und Haselmaus, nach W. ALBRECHT 1955/57. — Die interessante Frage, ob der Baumschläfer vielleicht auch in Liechtenstein zu erwarten sei (da er ja doch in Graubünden, im Nationalpark, vorkommt), muss aber verneint werden. Der Baumschläfer ist ein ganz osteuropäisches 244
	        

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