Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1962) (62)

rausbildung morphologisch abweichender Formen begünstigt haben (in Vilshofen ist dies nach BOTHSCHAFTER 1957 aber offenbar nicht der Fall) und kann vielleicht gebietsweise so entstanden sein, dass bei der postglazialen Neubesiedlung der Bergzüge einzelne Populationen aus unbekannten Gründen in tieferen Lagen «übrig blieben» (vielleicht analog der Schneemaus, die an manchen Plätzen auch geringe Höhen bewohnt) und in diesen wenig günstigen Randgebieten eine Kümmer- form bilden, oder es bliebe die Deutungsmöglichkeit, dass mehrere Siedlungswellen, zum Teil morphologisch abweichender Gruppen (hercynicus = Ostform ?) das merkwürdige Bild ergeben. Gerade eine solche Möglichkeit liegt im Liechtensteiner Rheintal mit seinen breiten Zugangswegen vor allem aus N besonders nahe. — Es soll aber dieser Einzelfang aus Vaduz nur als Problemstellung und nicht als sicherer Beweis gewertet werden. — Die Plätze, an denen ich Alpenspitzmäuse fing, waren zwar steinig im weitesten Sinne, aber im eigentlichen Felsgeröll oder in dessen Nähe fing ich nur zwei Tiere. Die meisten stammen aus Fichtenbe- ständen, in denen einzelne Felsen eingestreut sind, und zwar fingen sich die Tiere dort auf der trockenen Nadelstreu unter Schirmfichten oder in Häusernähe (Steinmauer). Fliessendes Wasser war in diesen Fällen nicht sehr nah. In zwei Fällen hatte ich sie aber auch von Bachufern. An solchen Stellen fingen sich auch Waldspitzmäuse; man hatte aber doch — wie es auch LÖHRL schon 1938 ausführt — den Ein- druck, dass sich die Siedlungsräume der Populationen zwar strecken- weise überlappen, dass die Tiere aber nicht eng nebeneinander leben. Ausserdem scheint die Alpenspitzmaus höhere Ansprüche an das Micro- klima zu stellen, denn es war auffällig, dass wir an dem kalten Osthang des Saminatales, das eine lang währende Schneedecke hat und den Tie- ren auch keinen kurzen und bequemen Weg zum Ausweichen in tiefere Lagen bietet, keine Alpenspitzmaus in den mit Geröll oder Einzelfelsen durchsetzten feuchten Fichtenbeständen fingen, trotz vieler Versuche Dagegen gab es dort Waldspitzmäuse in normaler Dichte. — Die Fortpflanzung beginnt, entsprechend den klimatischen Bedin- gungen der Hochlagen relativ spät; am 16. Mai gab es in Silum säu- gende und gradive 99 
und am 22. Juli fingen wir das erste, eben herangewachsene Jungtier. 
(Vergl. Sorex araneus: Ende Juni schon der zweite Wurf im klimatisch ungünstigeren Saminatal !). 192
	        

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