Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1962) (62)

Die Färbung, also der Helligkeitsgrad der Schabracke steht mit dieser Spezialisierung nur indirekt im Zusammenhang und ist sowohl phylogenetisch bedingt als auch umweltabhängig: Einerseits lässt sich in grossen Zügen erkennen, dass die Formen der warmen Klimate (Mittelmeergebiet) relativ hellbraun sind; hierzu gehören aber auch die Spitzmäuse der milden ozeanischen Klimabereiche, und es ent- spricht dies der — auch noch bei der Zwergspitzmaus hervorzuheben- den — Tendenz, wonach die rotbraunen Farbtöne im Westen Mittel- europas gegenüber den schwarzbraunen das Bild beherrschen. Extrem feuchte Vorkommensgebiete (Sümpfe) scheinen ebenso wie die kühlen bis kalten Klimabereiche eine Verdunkelung zur Folge zu haben (Ge- birge, Nord- und Ost-Deutschland, Skandinavien). — Andererseits geht dazu eine phylogenetische und ontogenetische Entwicklung paral- lel, die vom hellen Braun zum Schwarzbraun verläuft. Die stammes- geschichtlich alten Formen der mediterranen Eiszeitrefugien sind rela- tiv hellbraun; mit dem Vordringen in die kühleren Gebiete nach den Vereisungen werden die Tiere nicht nur spezialisierter im Muster des Haarkleides, sondern die Schabracke wird auch dunkler, sei es als Kältereaktion (Winterkleid stets dunkler als das Sommerkleid), sei es im Zuge einer allgemeinen Entwicklungstendenz. Diese spiegelt sich auch im ontogenetischen Bereich. Das Jugendkleid ist stets heller braun als die Schabracke der Tiere im zweiten Sommerkleid, und senile Waldspitzmäuse sind oft extrem verdunkelt. Ob bei der allge- meinen Verdunkelung der Schabracke in den einzelnen Gebieten mehr die phylogenetische Richtung oder das Klima den Ausschlag gab, wissen wir nicht; festzustellen ist nur, dass in Mitteleuropa von Ost nach West die Verdunkelung immer später in der Entwicklung des Tieres einsetzt. Im Osten ist schon das Jugendkleid stark verdunkelt und dem Alterskleid mehr angenähert (cf. ZIMMERMANN, 1951), im Westen des Festlandes gibt es Tiere, die in der Jugend noch hell- bis mittelbraun sind und erst im zweiten Lebenssommer dunkelbraun werden («dunkler Typ») neben solchen, die ebenfalls im ersten Som- mer eine hellbraune Schabracke haben, diese Farbe aber auch im Alterskleid ohne nennenswerte Verdunkelung beibehalten («helle Form»), und schliesslich sind die Tiere der Britischen Inseln i. d. R. immer relativ hell (rotbraun 
= castaneus !) bis zum Alter. 182
	        

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