Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1962) (62)

gen erkennbare geographische oder ökologische Sonderung vorliegen oder vorgelegen haben, wenn man eine sekundäre Vermischung an- nimmt. Die helle Form tritt aber überall in West- und Mittel-Europa nördlich des Alpenhauptkammes auf, ohne erkennbare Bindung an bestimmte Biotope. Deutlich ist nur, dass sie entsprechend der fort- schreitenden postglazialen Ausbreitung nach NW in dieser Richtung an Zahl zunimmt. 1960 hat BAUER — auf Grund meiner Beobachtungen — erwogen, ob sich in der hellen Waldspitzmausform nicht vielleicht eine eigene Art 
verbirgt (Sorex arcticusj. Nach meinen Feststellungen ist das nicht anzunehmen, vor allen Dingen weil es zwischen dem dunklen und hellen 
Typ Übergänge gibt. Sie sind nicht sehr zahlreich — ich habe 1955 in der Voreifel weniger als 20°/o der Bälge so eingestuft, — aber allein diese Tatsache lässt doch eine — beschränkte ? — Vermischung der beiden Formen vermuten. — Ich nehme daher an, dass es sich bei den hellen Spitzmäusen weder um eine eigene Art noch um eine geographische oder ökologische Form handelt, sondern nur um den Ausdruck 
des verschiedenen Entwicklungsstandes einzelner Popula- tionen, wobei man allerdings verhältnismässig grosse, ins Auge fal- lende Mutationsschritte annehmen muss. Die Situation der westeuro- päischen Waldspitzmaus würde dabei etwa der entsprechen, die ich beim (west-)europäischen Reh wie folgt umrissen habe (wobei man statt «Grössenabnahme» bei der Waldspitzmaus vor allem noch «kon- trastreiche Färbung» einsetzen muss): «... wird also deutlich, dass das Europäische Reh . . . aufs Ganze gesehen immer kleiner wurde. Dies ist unabhängig .... von dem gelegentlichen Bestehen sog. «Super- stiten» (nach KAHLKE), also altertümlicher (Gross-) Formen inmitten fortschrittlicher Populationen, und bedeutet, dass beim Europäischen Reh eine phylogenetische Tendenz zur Grössenabnahme besteht», (von LEHMANN 1960 b). Die Entwicklungsstadien wären demnach bei der Waldspitzmaus in folgender Reihenfolge zu kennzeichnen: 1. Oberseite und Flanken uniform (= Jugendform. Süd-Alpen, Süd-Frankreich), 2. Ausbildung einer Schabracke (und abgesetzten Seitenzone) und eines dunklen, ausgeprägten Winterpelzes (mit abgesetztem Saum), 3. Schrittweises Aufhellen der Unterseite und der Seitenzone, und Hinaufgreifen der silberigen Seitenfärbung (= Verschmälerung der Schabracke). 181
	        

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