Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1962) (62)

jener der Forstrüfe schon lange keine Bedeutung mehr hat, da dieser Rüfezug immer mehr eingewuhrt und damit gegen die «Ställa» hinaus abgedrängt wurde. Wenn in früheren Zeiten die Forstrüfe sich in den Forstwald ergoss — die dabei von der Rufe ausgefressenen Gräben sind so erhalten, als ob sie von gestern wären — hatte der Igraben die Aufgabe, das sich allmählich reinigende Rüfewasser zu sammeln und ins Riet abzuführen. Die schon erwähnten ungestörten Geländeformen im Forstwald zeigen mit aller Deutlichkeit, dass das Rüfewasser seinen Lauf in genauer Richtung auf das heutige Bahnwächterhaus nahm. Dass diese Rüfe noch im 18. Jahrhundert oftmals in den Forstwald ausbrach ist urkundlich belegt und zwar in der schon unter I zitierten Beschreibung des Landes durch Rentmeister Ambrosi (1783). Unter dem Titel «Land-Blagen» schreibt Ambrosi wörtlich: «unter die schäd- lichste Land-Übel seynd die Gewässer- und Stein-Rüfenen vorzüglich anzumerkhen Deren seynd 6 in der oberen Herrschafft eine bey denen Blanckhner-Güthern und Stallungen an der Landstrass, in welche Stallungen die auf Blanckhen zu Herbstzeit mit ihrem Vieh herunterfahren, den Waidgang zu brauchen, auch das Heü und Grom- met über Winther einzulegen und damit zu füttern. Diese Rüfe zer- theilt sich offtmahls durch den Schaaner Buchwald, reisst tiefe Gräben, auch Bäum nieder, auf der aigentlichen Rüfe wird aus den Berg-Töblen ein Ruin von Steinen und wildem Grund mitgebracht, folgsam im ebenen Land die fruchtbaren Güther darmit überlegt». Unser alter Igraben verlief einwandfrei im Rüfegrund, also in ei- nem Boden in dem sich Eiben recht wohl fühlen. Auch heute wachsen auf dem gleichen Rüfekegel Eiben, so an der Bildgasse und an der Grenze zwischen Duxplatz und Galina, um nur zwei Standorte zu nennen. Es besteht nun kein trifftiger Grund mehr, die Ableitung des Wortes «Igraben» von iwa = Eibe anzuzweifeln. Anderswo lässt sich die Schrumpfung von iwa zu iw und schliesslich zu i urkundlich belegen. Bei uns ist das kaum je möglich, weil dieser Graben wohl nie eine so grosse Bedeutung hatte, als dass er in einer Urkunde er1 wähnt worden wäre. Das Wort Igraben ist ein interessantes sprachliches Denkmal, das der Nachwelt erhalten werden sollte. Auch wenn der Igraben durch 134
	        

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