— 104 — gewachsen (wenns wahr war). Nachmittag hatte ich die Ehre, dem Grafen sowie der Gräfin und Mama (v. Gumpenberg) vorgestellt zu werden. Ich war etwas ängstlich, aber sobald ich das Klavier erblickte, so wars vorbei — spielte mehrere brillante Stücke aus dem Kopfe, und sonderbar, eine meiner Compositionen hatte die Ehre, am besten zu gefallen, ohne dass sie es wussten, dass es von mir sei. Frau Gräfin ist gut musikalisch, legte mir Verschiedenes vor, und so spielte ich volle zwei Stunden; dann brachte die Gräfin ein Tässchen Kaffee .... Später spielte ich auch beim Sekretär des Grafen, der legte mir ein Concert von Herz vor und sagte nur «na, s'is aus, das vom Blatt zu spielen, s'is aus». . . . Freitags früh kam ich wieder hieher. — Nächstens werde ich mit einer «Oper» beginnen, wozu mich Hr. Prof. Schafhäutl ermunterte25). Wie ist's denn mit den Märschen ? Peter soll mir noch- mal schreiben vor er kommt — Jetzt ist's Papier wieder gar und ich wüsste noch so viel. Lebt wohl, Theuerste Eltern und Geschwister, bald mündliches von Eurem Sohn und Bruder Jos. Rheinberger. München, den 18. 11. 54. Theuerste Eltern ! Durch Ihre Güte in den Stand gesetzt, meine Studien wieder fortsetzen zu können, halte ich es für meine Pflicht, Sie nicht lange in Ungewissheit zu lassen. Dienstags früh wurde ich in Feldkirch zu spät geweckt, versäumte also den Poststellwagen.
i/-2 Stunde später fuhr ich jedoch mit dem Stellwagen nach Bregenz. Va 11 Uhr mit Post nach Lindau, von
XU nach 12 Uhr bis 10 Uhr abend mit Eisenbahn bei einer Kälte von 185 nach München. Die Reisekosten betrugen inkl. allem 10 fl 48 +er. Diese Nacht blieb ich im Stachus. Anderntages wurde ich bei Perstenfelds auf's freundlichste aufgenommen. Die Napoleons d'or sind 9 fl 18 +er gegenwärtig. Nachmittags (Mittwoch) traf ich Hr. Maier nicht an. (Notabene trage ich jetzt einen Hut ! ! !). Ging deshalb zu Hr. Leonhard, welcher sehr grosse Freude bezeigte. Abends ging ich ins Konzert — traf Maier, Schafhäutl. . . alles bei- sammen. Hr. Schafhäutl hatte eine ungeheure Freude, ich musste nach dem Konzert mit zum «Shampagner» . . . Gestern (Donnerst.) früh