Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1961) (61)

- 100 - Hr. Lehrer Öhry von Vaduz schrieb mir auch im Laufe dieses Monats grosse Neuigkeiten — von denen ich bloss mehr die Bestäti- gung erwarte. Hr. Landesverweser Menzinger soll Hofrat unseres Für- sten (in Wien) werden??! Ich möchte doch gerne Näheres wissen. — Hr. Pfarrer Wolfinger in Vaduz ist Domherr geworden — muss er sich nun nach Chur begeben? — Hr. Amtsschreiber Kessler soll in Inns- bruck sich befinden — von all dem las ich in Ihrem letzten Briefe nichts, vermutlich ist ersteres nicht wahr. — Hr. Professor Maier sagte letzten Mittwochs zu mir: er habe hier einen Freund — welcher einen Bekannten in der Umgebung des Für- sten Liechtenstein habe und vieles über ihn vermöge — ein Kenner und Freund der Musik sei... . Durch dessen Vermittlung glaubt Hr. Maier nun, mich aufs Jahr nach Wien zu bringen, und zwar auf folgende Weise: Unser regierender Fürst Aloys kennt Hr. General- musikdirektor Lachner persönlich — daher soll ich meine besten Com- positionen ihm (Lachner) vorlegen und um sein Zeugnis bitten — welchem Zeugnis dann er (Maier) noch eines (gewiss kein schlechtes) beifügen würde —• so glaubt er — müsste ich am ehesten Unterstützung bekommen, und zwar in Wien, wo ich nach seiner Ansicht hinkom- men müsste. — Er sagte mir, ich solle ja niemand etwas davon sagen (natürlich mit Ausnahme der Eltern, welche aber gewiss keinen Ge- brauch davon machen). — Gestern (Sonntags) war ich nachmittags bei Hr. Maier und händigte ihm meine bessern Compositionen ein. — Hr. Professor Maier und Leonhard beraten sich oft wegen mir und zeigen sich immer meine Compositionen, wenn ich Einem oder dem Andern sie zeige. Hr. Di- rektor Hauser lasst mich jetzt in Ruhe und ich ihn auch, jedoch ver- tritt Hr. Herzog oft meine Stelle bei ihm. Hr. Professor Schafhäutl lud mich an meinem Namensfeste zu Mittag ein — wo ich mich mit Hr. Salis-Soglio sehr angenehm unter- hielt — ich würde noch mehr schreiben, aber weil Fräulein Lisi Rhein- berger auch einen Brief will, so ist es billig, dass ich nicht alles ver- plaudere. Ich lass alle und besonders Sie, Theuerste Eltern, herzlich grüssen, und vielleicht bald mehr von Eurem dankbaren Sohn Joseph Rheinberger.
	        

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