Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1961) (61)

— 73 - vom andern, u. so kommen alle schneller zum Ziele, was von Hr. Pro- fessor Wanner sehr zu loben ist. Herr Direktor kam einmal in die Orgelstunde u. sagte zu mir, dass er es lieber sehen würde, wenn ich mit den Orgelstunden aussetzen würde, weil sie die Klavierstunden hemmen würden. Als Herr Professor Herzog5) einwendete, dass ich aber gute Anlagen zu einem Organisten hätte, u. es schade wäre, wenn ich mit der Orgel aussetzte, bekam er eine derbe grobe Lektion vor allen Schülern. Unter andern sagte er auch, dass er es überhaupt nicht leiden könne, wenn ein Schüler Klavier- u. Orgelstunden zugleich nehme. Das nächste Jahr könnte ich wieder Orgelunterricht haben. Hr. Herzog sagte dann mir, dass er mir (heimlich von dem Hr. Direk- tor) Privatunterricht ertheilen wollt, u. zwar unentgeltlich auf der Orgel der evangelischen Kirche. Hier herrscht grosse Theuerung, so z. B. kostet das Pfund Schweine- fl. 15 +er, das Kalbfl. 11 +er, das Rindfl. 12 +er, das Klafter Holz 13 fl, das Pfund Mehl 10 +er, das Schäffel Kartoffel 6 fl, das Pf. Schmalz 28 +er, das Pfund Kaffe 40 +er, das Pfund Zucker 24 +er, eine Wohnung von 3 Zimmern jährlich 130 — 50 fl. — Wie geht es dem Toni? Wenn er hier wäre, hätte er viel Gelegen- heit, sich für's Zeichnen u. Malen auszubilden. Wenn ich einmal Zeit habe, werde ich ihm recht viel schreiben, das ihn interessieren würde. Viele Grüsse an ihn. Wie geht es den andern Brüdern u. Schwestern? Und Ihr, theuerste Eltern, seid ihr gesund? Der lieben Schwester in Zams habe ich schon geschrieben. Für's Schuhflicken bezahlte ich bis jetzt dem Schuster über 3 fl, der Schneider aber profitirte von mir noch keinen +er, denn an den Kleidern ist noch nichts zerrissen, aber der alte blaue Rock ist mir ein wenig zu klein, u. die graue Hose ein wenig zu kurz. Am 15. April musste ich das Lehrgeld für's 3te Quartal (10 fl) bezahlen. — Grüsst mir alle lieben Geschwister u. Bekannte, indem ich in Er- wartung eines baldigen Briefes von Euch, verbleibe ich Euer dank- schuldigster Sohn Joseph Rheinberger.
	        

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