— 181 — dem ewigen Napoleon — der also auf Umwegen Schuld ist, wenn wir keine Gehaltserhöhung bekommen. Freude erlebt man auch nicht viel am Conservatorium, obschon ich speciell nicht mehr klagen kann, als meine Collegen. Hr. Louis Menzinger sehe ich fast nie. Louis Perstenfeld sagte mir letzthin, dass Ersterer sich nicht besonders auf die Ankunft seiner Eltern freue; er liege oft von 7 Uhr Abends bis 11'—12 Uhr Morgens im Bett — oft gehe er gar nicht zum Essen aus und esse dann dafür Nichts als Nüsse. Seine Eltern werden auch nicht sehr erfreut sein, in der Au zu wohnen, so etwas kann nur dem «Wiggi» einfallen, der dann eine Stunde weit in die polytechnische Schule zu gehen hat. — Peter, dem ich das nächstemal schreiben werde, wird seine Kugel- presse bereits erhalten haben. Ist sie nach seinem Wunsche ausge- fallen? Ist der neue Landesverweser bereits in Vaduz eingetroffen ?5" —• auch möchte ich gerne Näheres über ihn erfahren. Da Mali und Lisi ohnedem fleissig correspondiren, könnte ich vielleicht durch diese Quelle Näheres inne werden. Welchen Eindruck macht der Landes- verweserwechsel im Volke? Was hofft David davon? Hört man Nichts mehr von unserm jungen Fürsten? Wie steht es mit dem umprojek- tirten Vaduzer Kirchenbau ? Geht etwas vorwärts ? So könnte ich Seitenlang fortfahren, wenn nur gleich die Antwort da wäre. Im ersten Fasten-Academieconcert habe ich mit vielem Beifall gespielt — ich glaube es schon geschrieben zu haben. Mit den Jul. Maier'schen kommen wir oft zusammen — Auch Hrn. Prof. Schafhäutl besuche ich hie und da — er ist immer guten Humors. Wie geht es Ihnen? Ich nehme an, dass Sie sich immer im besten Wohlsein befinden, da ich nie das Gegentheil hörte. Hoffentlich sehen wir uns diesen Sommer in Vaduz in erwünschter Gesundheit, mit welchem Wunsche ich, Theuerste Eltern ! verharre als Ihr dank- barster Sohn G. J. Rheinberger. München, 7. 4. 61. Die herzlichsten Grüsse an Alle ! ! ! ! ! •k