Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1961) (61)

— 151 — Indem ich alle Theuren zu Hause, vorzüglich aber Sie, Bester Vater ! herzlich grüssen lasse, verbleibe ich Ihr dankbarster Sohn Jos. Rheinberger Königl. Bairischer Hoforganist mit 60 fl Gehalt ! ! ! München, 7. 10. 57. Theuerster Vater ! Weil ich heute vor einem Jahre von Vaduz wegging, um mich wieder nach München zu begeben, desshalb will ich heute diesen Brief hier schreiben, damit er auch auf Allerheiligen eintrifft. Für die Besorgung meines Reisepasses sage ich Ihnen, bester Vater ! meinen Dank. Die Nachricht, dass wir nun «hämine» sind, hat mich schmerzlich berührt. Ich glaubte, gar nicht zu Hause zu sein, wenn ich in Vaduz in einem andern Hause wohnen müsste; da ginge es mir wie der lieben Mutter, welche sich auch nicht darein schicken kann. — In welchem Zimmer steht nun das Ciavier, wo wohnt der Toni? etc. Mir geht es ganz gut. Ich bin, Gottlob, immer kerngesund, habe aber viele Stunden zu geben. Zum componiren habe ich keine andere ruhige Zeit mehr, als Abends von 7 —12 Uhr; und gerade in dieser Woche hätte ich noch viel zu schreiben. In der letzten Ausschuss-Sitzung des Oratorienvereins wurde ein- stimmig beschlossen, mein Oratorium «Jephtas Opfer» aufzuführen, obschon keines der Mitglieder dasselbe noch kennt, nicht einmal Hr. von Perfall. Mit der Umarbeitung des Oratoriums bin ich auch noch nicht fertig; mit dem Schreiben der Sinfoniestimmen ebenfalls nicht, und dazu habe ich durch die ganze Allerseelenoctave täglich zweimal Orgel zu spielen, und dann noch meine vielen Stunden zu geben; da weiss ich gar nicht, wo die Zeit dazu herzunehmen. Der junge Briem war schon lange nicht mehr bei mir, desshalb weiss ich nicht, wie es ihm geht, ich will ihn aber einmal aufsuchen.
	        

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