Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1961) (61)

— 147 — Meine Schüler sind alle aufs Land bis auf zwei, und das sind ge- rade jene, zu denen ich am liebsten hingehe. Riehls sind nach Starn- berg, Oldenbourg nach Genf, und Halm's nach Lausanne, und zwar alle mit Familie, also auch mit meinen Schülern. Bei diesen verreisten Schülern hab" ich etwa noch 10 fl zu gut, welche ich natürlich erst im Verlauf der weitern Stunden nach ihrer Rückkehr bekomme. Nun, da ich diesen Monat nur sehr wenig Geld verdienen konnte, so beträgt meine jetzige Barschaft etwa 21 —22 fl, während ich am 1. September allein für Perstenfeld's wieder 24 fl vorausgaben soll. Demnach bin ich gezwungen, Sie Theuerster Vater ! um Geld zu ersuchen, indem der lte September immer näher rückt. Im Herbst und Winter werde ich jedoch mehr Geld verdienen können, weil in dieser Zeit eher Stunden zu bekommen sind, als im Sommer, wo die haute volee München's abwesend ist. Da ich im Monat August weniger mit Stundengeben geplagt war,' konnte ich desto mehr componiren. Ich habe nun eine neue grosse Sinfonie fertig gemacht und habe Aussicht, selbige im Winter zur Auf- führung zu bringen46). Nun habe ich schon angefangen, Stimmen zu schreiben und schreiben zu lassen, was sehr hoch kommt. Desshalb könnte mir der Peter (der «Riech») die Stimmen schreiben lassen, wie er es bei meiner Fiesko-Ouverture gethan hat. (Hr. Schafhäutl habe ich diese Sinfonie gezeigt, Maier und Lachner noch nicht, weil beide nicht hier sind). Auch habe ich eine grosse Klavier-Sonate fertig, deren ersten Satz ich schon früher bei Dürk und Kaulbach mit Beifall gespielt habe. Diese Sonate suche ich jetzt bei einem Verleger anzu- bringen47). «Jephtas Opfer» arbeite ich gegenwärtig um. Bei der grossen Juli-Hitze ist fast ganz München ausgewandert. Im August waren 12 Tag Regen mit ziemlicher Kälte, und nun ist es wie- der sehr heiss. Dem Toni lass ich danken für seinen Brief, welchen ich Anfangs September beantworte. Weil ich nun in die Ludwigskirche muss, beeile ich mich den Brief zu schliessen. Was macht die Mutter? Ist Mali gesund von Lichtensteig zurückgekommen? Ich hoffe, dass Sie, Theuerster Vater ! sich immer wohl befinden, sowie auch meine lieben Geschwister. Ich bin immer kerngesund und immer thätig, und spiele auch mehr Klavier, als sonst, weil ich jetzt mehr Zeit habe.
	        

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