- 115 — Einen Operntext20) habe ich nun glücklicherweise gefunden, und zwar bei einem jungen, beinahe blinden Dichter; er ist gesonnen, ihn mir nach folgendem Bedingnisse zu überlassen, dass ich ihm, im Falle die Oper aufgeführt würde, die Hälfte des Honorars zukommen lasse, welchen Contract ich mit ihm sogleich schloss. Die Oper wird gross, wenn es gut geht, kann ich damit in einem Jahre fertig werden. Ge- genwärtig componire ich eine Symphonie op. 22
30), welche sehr den Beifall des Hr. Generalmusikdirektors hat. Es freute mich, zu vernehmen, dass die Kuppel dem Peter gefällt; ich werde Hr. Salis genau ausrichten. Dem Toni Gruss u. das nämliche. Die Mutter soll mir jenen Thaler nicht schicken, sie soll's es für ge- schehen betrachten und sich eine gute Prise Tabak anschaffen, wovon ich auch schnupfe, im Falle ich dieses Jahr nach Hause käme. — Indem ich den lieben Gott bitte, Sie, Verehrtester Vater ! baldigst von diesem Übel zu befreien, verbleibe ich Ihr dankbarster Sohn München, 8. 5. 55. Jos. Rheinberger. • Theuerster Vater ! Aus Ihren verehrten Zeilen ersah ich zu meinem Leidwesen, dass sich ihr Fussleiden noch nicht gehoben hat, hoffentlich aber wird es seit dieser Zeit besser geworden sein. — Nun zu meiner Symphonie. Letzten Freitag nachts wurde ich damit fertig. Hr. Prof. Schafhäutl glaubt, sie werde sehr gefallen. Sie beträgt 160 Seiten und ist die angestrengte Arbeit von 2 Monaten. Nun ist sie beim Buchbinder und wird trotz einem Ant. Rheinberger, Ritter des Papier- und Lederordens etc. sehr schön eingebunden. Von deren Ge- lingen kann vielleicht manches abhängen. - - - Übermorgen wird sie Hr. Lachner vorgelegt. Dann zur Oper; Zwei Akte habe ich von meinem Dichter erhalten, zwei soll ich noch be- kommen. Die Ouvertüre habe ich schon skizziert, und noch manches andere, aber in Partitur zu setzen werde ich noch warten, bis ich's beisammen habe. Vielleicht bald Näheres darüber. - - - Lisis Bestellung gab ich heute post. rest. Sevelen an Fräulein Elise Rheinberger auf die Post, nebst den Photographien von Vaduz und meiner Wenigkeit; Donnerstag kann es jedenfalls nach Sevelen gehen; auch habe ich dem Mali ein Briefchen beigeschlossen. —