Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1960) (60)

— 46 - Mitteln seiner Herrschaftsgewalt tut, ist durchaus keine vereinzelte Erscheinung, und der Augsburger Religionsfrieden stellt sogar den Grundsatz auf, dass es das Recht des Landesherrn sei, über die Reli- gion seiner Untertanen zu bestimmen. Wir sehen gerade im süddeutschen Raum und in der Schweiz, speziell auch in unserer rheintalischen Nachbarschaft, dass die Religion einer Landschaft oft heute noch aus der Einstellung der Herrschaft zur Zeit der Reformation zu erklären ist. Im Jahre 1535 starb auf Schloss Vaduz Graf Rudolf, der hart regiert hatte. Im Badischen Generallandesarchiv in Karlsruhe befindet sich eine Handschrift «Hochlandgräflich Sulzische Familieri-Chroni- taxis von 924 bis 1609», in der vermerkt ist, Graf Rudolf von Sulz sei zu Vaduz «in St. Florins Kirche in die alte Werdenbergische Begrabnus gelegt». Es ist für uns heute unvorstellbar, dass man nach dem Bau der Vaduzer Pfarrkirche das alte Gotteshaus St. Florin abbrach, wobei die Grabstätte der Landesherren mit den Grabdenkmälern, die Hof- kaplan Fetz in seiner Schrift über die St. Florinskapelle noch beschreibt, spurlos verschwunden ist. Würden wir die Spur der Gruft noch finden? Graf Rudolf war sein ganzes Leben lang ein treuer Anhänger Österreichs und des Hauses Habsburg. Als Gesandter des Kaisers suchte er die Eidgenossenschaft von Frankreich abzuwenden, und in Innsbruck war er zuerst erzherzoglicher Rat und dann sogar Statt- halter der oberösterreichischen Lande des Haupt der habsburgischen Regierung. In dieser Stellung trug er zum Zustandekommen der «Christlichen Vereinigung» zwischen den katholischen Orten der Eidgenossenschaft und Ferdinand von Habsburg bei. In seinen Besitzungen vor dem Arlberg war Rudolf ein wichtiger Verbündeter des Hauses Österreich und in seinem Leben ein Tat- und Machtmensch ausgeprägter Art. Die Eidgenossenschaft hatte im Schwabenkrieg ihre Freiheit vom Reiche erkämpft, die Bauern waren von ihren Grundherren nieder- geworfen worden, die Reformation war in unserem Lande nicht durch- gedrungen, die Einheit des Glaubens bewahrt geblieben. Zeiten des Friedens waren gekommen, und die folgenden Grafen zu Sulz waren recht milde Herren. Darum galten auch immer in unserer Geschichte die «Sulzischen Zeiten» als glückliche Zeiten.
	        

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