Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1960) (60)

- 204 — auch die werdenbergischen Mundarten durch das Phonogrammarchiv aufnehmen zu lassen und womöglich gemeinsam mit dem Historischen Verein vorzugehen. Durch den Beitritt des Werdenbergs wuchs der ohnehin schon wichtige Plan in seiner Bedeutung und bildete nun sowohl für die beiden Vereinigungen als auch für das Phonogrammarchiv Gegenstand grösster Anteilnahme, zumal nun auch zum ersten Mal das Studio Zürich der Schweizerischen Rundspruchgesellschaft bei Aufnahmen in Arbeitsgemeinschaft mit dem Phonogrammarchiv zu treten und deren technischen Angelegenheiten zu besorgen willens war. Das Studio Zürich konnte einen versierten Techniker, bessere und teurere Appa- raturen, als sie das Phonogrammarchiv besitzt, zur Verfügung stellen und damit Gwähr für optimale technische Qualität der Aufnahmen bieten. Die Mundarten des Liechtensteins, insbesondere aber die des Wer- denbergs, wurden von der bisherigen Mundartforschung nur beiläufig und ziemlich summarisch ins Auge gefasst; und nicht nur fehlt eine ein- gehende Monographie, es fehlte vor allem auch an genauer Dokumen- tation. Nun aber sollte das Gebiet zwischen Dreischwestern, Falknis, Alvierkette und Alpstein so ausführlich und genau mundartlich doku- mentiert werden wie kaum ein anderes. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Umstand vielleicht Anreiz zu einer wissenschaftlichen Arbeit werde. Aber auch ohne eine solche hat die Dokumentation grössten Wert. Noch wird allenthalben von der einheimischen Bevölkerung die bodenständige Mundart gesprochen; aber sie ist fast überall sehr ge- fährdet. Hier und dort hat das moderne Leben, das den häufigen Kontakt mit Leuten verschiedenster Herkunft bei Arbeit und Erholung mit sich bringt, schon abgefärbt; hier und dort beginnen Ausdrücke fremder Herkunft Fuss zu fassen und zeichnet sich ein kommender Zustand schon ab, wo an Stelle des bodenverwurzelten Dialekts, der die Eigenart der Bevölkerung, die Geschichte des Dorfes, die geistige Tradition aufs mannigfaltigste spiegelt, eine farblose, langweilige Allerweltsmundart tritt. Weil die Sprache sich in einer, den Freund des Hergebrachten freilich beängstigenden, Entwicklung von zuneh- mender Rasanz befindet, hat jede Dokumentation einen einmaligen historischen Wert. Der hohe Stand der phonographischen Technik vermag diesem Anliegen ganz vortrefflich zu dienen.
	        

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