Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1960) (60)

— 181 — gewölbt und die Seiten leicht eingezogen. Nach der dortigen Abbildung scheint das auch beim Messer aus dem Grab 46 von Gerlinden") der Fall zu sein. Die Klinge beginnt zwischen Steg und Schneide mit dem bekannten Ausschnitt; vermutlich wurde hier, um einen vermehrten Halt des Messers zu gewinnen, der Daumen eingelegt, eine analoge Zweckbestimmung wie beim Ricasso der Schwerter10). Die Klinge ist beidseitig verziert. Dem Klingenrücken entlang laufen, von einem mondsichelförmigen Bogen11) mit Mittelpunkt aus, zwei kräftig ge- punzte Linien in die Gegend der Klingenspitze. Der schmale Streifen zwischen Klingenrücken und den Längslinien ist durch Schrägstriche ausgefüllt. Es handelt sich damit unzweifelhaft um ein Matreier Messer. Der Name stammt, soweit ich sehe, von H. Müller-Karpe, der den Messer- typ in seinem Aufsatz über die Grünwalder Gräber12) eingehend be- handelt hat. Vermutlich hat er die Bezeichnung gewählt, weil dieses Messer bis jetzt im Gräberfeld von Matrei am Brenner am stärksten vertreten ist. Der Autor hat dort eine ältere und eine jüngere Variante herausgearbeitet. Der älteren gehören beispielsweise an, das Messer 9) Müller-Karpe, Münchner Urnenfelder, Taf. 33, A 2. 10) Die vorgeschlagene Zweckbestimmung lässt sich auch durch die Praxis erhärten: Wenn man das Messer in die Hand nimmt, den Daumen in den Ausschnitt einsetzt und mit dem Zeigfinger über den Messerrücken greift, hat man das Messer richtig in der Hand, sonst wäre der Griff für unsere heutigen Hände zu kurz. In dieser Blickrichtung ist wohl auch für das am später zu besprechenden Pfattner Messer in Erscheinung tretende charakteristische Zwischenstück eine Deutung zu finden. 11) Diesem Moment sollte bei der Beschreibung solcher Messer meines Er- achtens besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. In der Literatur wird von Dreiviertelkreis (K. H. Wagner), Ringaugen- oder Würfelaugen- muster (Müller-Karpe) und Halbkreis (Kasseroler, Grab 177) oder Halb- mond (Kasseroler, Grab 240) gesprochen. Bei den von mir beobachteten Messern handelt es sich immer um eine Punze, die einen mondsichel- förmigen Einschlag erzeugte. Je nach der Wucht des Schlages kommt es dabei natürlich zu einem Dreiviertel- oder gar zum vollen Kreis. Das Letztere scheint nach den Abbildungen besonders in der Münchner Gegend der Fall gewesen zu sein. Gerade auch diese Einzelheit scheint mir den Gedanken der Herkunft solcher Messer aus einer Werkstatt zu unterstreichen (Müller-Karpe, Grünwalder Gräber). 12) Prähist, Zeitschr. 34/5 (1949/50) S. 319 f.
	        

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