Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1960) (60)

168 - Dass es gelungen ist, die Person des Künstlers festzustellen, ist nichts Nebensächliches, ist uns doch von keinem alten Altarbilde im Lande der Meister bekannt, der es geschaffen hat. Es ist das letzte Bild, von dem wir wissen, dass er es gemalt hat, ein Werk der reifen Zeit, klarer, mächtiger in dem Bildaufbau als die meisten seiner früheren Arbeiten, und wenn auch die Figuren von Maria und den Engeln noch an einfach-bäuerliche Malerei erinnern, so sind doch die Heiligen im Vordergrund (und dieser überhaupt) ein Zeugnis beseelter Darstellung. Die Widmungsinschrift auf der Predella des Altares nennt den Grafen Franz Wilhelm von Hohenems und seine Gattin als Stifter des Altares. Wie etwas Unheimliches berührt es uns, dass der Landes- herr, unter dem die erste grosse Welle der grausamen Hexenprozesse hochschlug, einen Altar widmet zu Ehren von Maria, der grossen Fürbitterin in den Nöten jedes Menschen, er, der durch seine Verfol- gungen so viel Not ins Volk gebracht hatte. Auch in diesem Sinne ist das Bild ein Zeichen einer verwirrten und verirrten Zeit und a's sol- ches nicht weniger kennzeichnend. Beim Altar auf der Epistelseite gilt die Darstellung dem heiligen Antonius von Padua, dem verehrten Volksheiligen und Zeitgenossen des heiligen Franziskus, der unter anderem auch als Schutzheiliger gegen Seuchen angerufen wird. Weder der Altaraufsatz noch das Bild sind datiert und signiert, aber der Aufsatz stimmt ganz mit dem des Hochaltares überein (wie Dr. E. Poeschel ausdrücklich feststellt), und wir haben keinen Anlass zu zweifeln, dass er auch aus der Zeit des Kirchenbaues stammt. Bei der Konsekration 1654 wird dieser Altar der hl. Anna geweiht, und Dr. Poeschel hält es für möglich, dass erst später das Altarbild hinzu- gekommen ist. Allerdings kennen wir andere zeitgenössische Beispiele der Verschiedenheit von Altarblatt und Altarthema, und zudem stellt das Giebelbild die heilige Anna mit Maria dar. Ein Bezug ist also gegeben. Wir haben eine der beiden typischen Darstellungsarten des Heili- gen vor uns: Beim Gebete erscheint ihm, gleichsam dem Buche ent- steigend, das Jesuskind, das er umarmt und in Verzückung betrachtet. Engel schweben über der Szene. Die Darstellungsweise ist weicher, die Körper sind rundlicher als bei Graesner. Den Maler des unsignierten Bildes kennen wir nicht,
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.