Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1959) (59)

I ' — 37 — Der Rassebegriff selbst darf so, wie ihn die Tierzüchter handhaben, nicht auf prähistorische Haustiere*angewandt werden, da von bewuß- ter, planmäßiger Tierzucht in damaliger Zeit nicht zu reden ist. Eine gewisse Rassebildung konnte höchstens durch geographische" Isolation, d. h. durch Inzucht zustande kommen. Dies und der erwähnte Mangel an systematisch-züchterischer Arbeit schließen wieder die Möglichkeit aus, daß in einer Fundschicht verschiedene Rassen derselben Spezies zu erwarten sind. Die Frage nach den ältesten Haustieren ist ebenfalls wieder in Fluß gekommen: Bis in die aller jüngste Zeit hinein galt der Hund unbe- stritten als das früheste Haustier, da er bereits im Mesolithikum ein- deutig nachgewiesen werden konnte (W. LA BAUME, 1949, 1953; K. LORENZ, 1954; W. KOCH, 1956; J. BOESSNECK, 1958, u. a.). Es zeigt sich aber, daß das Frühneolithikum in Vorderasien und Ägypten möglicherweise älter ist als. jene mesolithischen Völkerschaften Mittel- europas, die den Hund als einziges Haustier kannten. W. HERRE (1958, S. 27) erwähnt neolithische Hausschäffunde aus Jericho, welche ins 7. Jahrtausend zu datieren sind und unterstreicht (S. 44), daß in Kleinasien der Hund unter den ältesten Haustieren fehlt. Nun liegen neuerdings Befunde vor, wonach die ersten Haushunde bereits in der End- und unmittelbaren Nacheiszeit gelebt haben: F. HANCAR (1958, S. 140) nennt u. a. allein aus der Krim zehn Haushundbelege aus jener Zeit. — Nach alledem scheint es, daß das letzte Wort in der Frage nach den-'ältesten Haustieren noch nicht gesprochen ist. Eng' damit verbunden und ebenso ungeklärt ist auch das Motiv, das einst zur ersten Domestikation eines Wildtieres führte. Es zeichnen sich in der Hauptsache zwei Auffassungen ab: Die eine geht davon aus, daß die erste Haustiernahme bei jägerisch lebenden Völkern statt- gefunden habe. Das Bedürfnis nach zusätzlicher Nahrung, nach Jagd- gehilfenschaft und Schutz könnte nach und nach den Wolf zum ersten Haustier gemacht haben. Die andere Betrachtungsweise sieht den er- sten Anlaß zur Haustiergewinnung auf kultischem Gebiet: Ackerbau treibende Völker benötigten für ihre Fruchtbarkeitsgottheiten Opfer- tiere. Dies mag zur Gefangennahme und Hege von Wildrind, Wild- schaf und -ziege geführt haben, welche auf diesem Wege allmählich zu den ersten Haustieren wurden. (Vergleiche die ausführlicheren Darstellungen dieser Problematik bei W. HERRE, 1958, und F.' HAN-
	        

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