— 325 — 4. Patrozinien der Barockzeit Typisch für die Barockzeit sind die beiden Heiligen Sebastian und Rochus, die. im Pestjahr 1639 für die Kapelle in Nendeln als Schutz- patrone, erwählt wurden. Sebastian war ein römischer Märtyrer, wohl Anfang des 4. Jh., der im ganzen Mittelalter einen Kult hatte. Zu ihm stiess der hl. Rochus (f 1327), .der aus Monpellier stammte und als Pilger Italien durchwanderte und viele Pestkranke pflegte. Seit der Übertragung seiner Reliquien im Jahre 1485 nach Venedig nahm seine Verehrung sehr zu, vor allem begünstigt durch die Franziskaner, die ihren Terziaren nicht vergassen. Die grossen Pestwellen des 16. und 17. Jh. förderten das Patronat beider Heiligen sehr.1) Nicht das genaue Datum der Gründung wie bei Nendeln besitzen wir für die Kapelle am Steg, doch wird sie schon vor 1721, vielleicht Ende des 17. Jh., dort errichtet worden sein. Als erster Patron herrscht hier oben kein anderer als der Hirten-Heilige St^VjendpHn. Man hat seine Kultzeit allgemein gesprochen dem 12. — 16. Jh. zugeschrieben, aber in der Schweiz kennen wir auch noch manche spätere Beispiele. Im schwyzerischen Wangen tritt er erst 1642 als Heiliger auf einem Nebenaltar unter andern auf.2) Im zugerischen Holzhäusern ist dem hl. Wendelin 1684 der Hauptaltar geweiht. Auch noch im Verlaufe des 18. Jh; ist sein Patronat'besonders in ländlichen Gegenden sehr in Ehren.3) In der Barockzeit trug die Volksfrömmigkeit wesentlich mariani- sche Züge. Ein Titel, unter dem'man gerne die Gottesmutter verehrte war «Trösterin der Betrübten»', der uns in der Muttergotteslitanei be- gegnet. Solche Wallfahrtsorte entstanden in' Bologna und Turin, seit 1624 bei der Marienstatue zu Lüxemburg, seit 1642 bei den Bildern zu Kevelaer, seit 1709 zu Punkersdorf in Niederösterreich. Dann liess der Kapuzinermissionär Joseph Anton von Trivigliano von einem Lukas- bild in Rom mehrere Kopien anfertigen mit dem Namen «Trösterin der Betrübten». Eine davon erwarb sich Papst Benedict XIII (1724 — 30), eine andere kam 1727 in die Kapuzinerkirche in Wien, die wenige ') Gruber E. in Zeitschrift f. Schweiz. Kirchengeschichte 33 (1939) 302-305. ' Farner 157-159, 164. -) Beck S. 62, 129. 3) Henggeier, Zug~168 - 169. Beck 62. Hecker 123, 151.