Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1959) (59)

— 322 — Noch ins Hochmittelalter hinein. gehören die Walsereinwande- rungen. Schon an den Ufern des Vorderrheins Hessen sich die Walser in bereits bestehenden rätoromanische Pfarreien nieder, so ,in Ursern in die Pfarrei St. Kolumban in 'Altkirch, in Obersaxen in die alte Pfarrei St. Peter, in Vals in die Gross-Pfarrei St. Vincenz in Pleif. So war es auch in den hiesigen Gegenden. Ende des 13. Jh. kamen die Walser und belegten die weiten Halden von Triesenberg und glieder- ten sich damit in die alte Pfarrei St. Mamertus ein. Vielleicht hatte damals schon diese alte Kirche ihre Bedeutung verloren und die Pfar- reirechte an die neue romanische Kirche St. Gallus abgetreten. Doch standen nicht alle Walser am Triesenberg unter der Pfarrei Triesen, sondern nur deren südliche Siedlungen, während die nördlich gele- genen Striche wie • Prof atscheng zur Pfarrei Schaan gehörten. Das" ist etwas eigenartig, erklärt sich aber aus den weit zerstreuten und ent- fernten Siedlungspunkten. Doch Hessen es sich die neuen Kolonisten nicht nehmen, wohl schon im 14. Jh. in Masescha ein eigenes Gottes- haus zu errichten, dessen Turm den Chor barg und zugleich als Forti- fikation dienen konnte. Geweiht war das Heiligtum der Muttergottes, wies jedoch den hl. Theodul als zweiten Patron auf (1595). Da man urkundlich weiss, dass die Triesenberger von Davos kamen, so ist es beachtlich, dass die dortige Kirche des 14. Jh. auch dem JiLJIheodul dediziert ist, dessen Patrozinium sich 1466 urkundlich.belegen lässt.1) Der hl. Theodor oder Theodul lebte im 4. Jh. und wirkte als erster Bischof von Martigny, dem alten Octodurus. Grössere Verbreitung fand sein Kult, seitdem man etwa um 1170 seine. Reliquien gefunden hatte und die Theodulslegende geschaffen hatte.2) Die Verehrung, die natür- lich im Wallis besonders lebhaft war, verbreitete sich dann in viele Gaue, nach Savoyen, Burgund und Alemannien. Damit wird der hL Theodul, meist als Glockenheiliger gefeiert, allgemein bekannter Hei- liger.*) Es wäre selbstverständlich ganz verfehlt, wenn man von dem Kult des Heiligen auf Walsersiedlungen schliessen wollte. Man kann auch nicht von der Verehrung des hl. Vincenz gleich Beziehungen zu >) Poeschel II. 161 - 162. ") Gruber E., Die Stiftungsheiligen der Diösese Sitten 1932 S. 153 f. 155-156. 3) Hoppeler G. in Zeitschrift f. Schweiz. Kirchengeschichte 18 (1924) 207 - 210. Hunkeler L„ Die hl. Patrone von. Engelberg 1941 'S. 23-29. Kreis H., Die Walser 1958 S. 200 - 204. \
	        

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