Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1959) (59)

— 311 — deutlich, denn Schänis wurde zu Ehren des hl. Kreuzes, bezw. des hl. Sebastian gegründet.1) Das marianische Patrozinium ist ein ganz allgemeines, denn seit dem 4. Jh. wurden zahlreiche Kirchen unter diesem Titel geweiht, so die Marienkirche in Ephesus, S. Maria Maggiore in Rom usw. Die letztere Kirche wurde unter Sixtus III. (432 — 440) erneuert und vergrössert. Im 6. Jh. kam der Name Mariens in die Communicantes der hl. Messe.2) Ihre Feste erschienen in den frühmittelalterlichen Sakramentarien -allüberall.3) Der älteste Dom in Mainz war Maria geweiht.4) Die Hauptkirchen der von Kolumban ge- gründeten Klöster Luxeuil und Fontaines waren in gleicher Weise der Muttergottes dediziert, ebenso St. Gallen. In der Nähe sind die bischöf- lichen Kirchen von Chur und Konstanz zu erwähnen, denen die Klöster Reichenau und Pfäfers. im 8. Jh. folgten. Auch Disentis besass 765 eine Marienkirche.5) Am ehesten könnte noch die Churer Mütterkirche durch ihr Marienpatrozinium auf Bendern eingewirkt haben. Das wäre auch typisch für eine grosse Landpfarrei, wie wir dies auch bei andern rätischen Agrar-Pfarreieri wahrnehmen können, so z. B. bei Brigels.'') . Wenn wir die älteste Patroziniumschicht mit St. Peter, Laurentius und Maria gesamthaft betrachten, so könnte es merkwürdig erscheinen, dass gerade St. Lucius kein Heiligtum besass. Nach der karolingischen Luciusvita predigte der Heilige auf der Passhöhe, die südlich von BalzersrMäls den Weg nach Chur zeigt und später St. Luciensteig ge- nahnt'wurde.' Hier wurde er beinahe von den heidnischen oder halb- heidnischen Anwohnern umgebracht. Neuere Forschung erkannte, dass St. Lucius erst im 6. Jh-. lebte und zwar zu einer Zeit, wo die Haupt- stadt Rätiens, Chur, schon christlich war.7) Das Fehlen eines alten ') Darüber Meyer-Marthaler E. in Festgabe Hans Nabholz 1944 S. 22-̂33 und Fraefel-Gaudy, Baugeschichte der Stifts- und Pfarrkirche in Schennis 1913 S. 11-13. 2) Lexikon für Theologie und Kirche 6 (1934) 896. ' . 3) Munding E., Die Kaiendarien von St. Gallen. Untersuchungen 1951 S. 180 (Register). 4) Stüwer S. 33 - 34. ' ä) Müller I., Die Anfänge von Disentis 1931 S. 64 - 65. - ' . °) Müller, Gotthard-Raum. 1. c. S.'436-437. - - 7) Jahresbericht der hist.-antiquarischen Gesellschaft von'Graubünden 85 (1955) 1 — 51 (Luciusvita). Schweizer Beiträge zur allgemeinen Geschichte 14 (1956) 5 — 28 (Kritik der Luciusvita). Zusammenfassend jetzt Büttner H. in der Zeit- schrift f. Schweiz. Kirchengeschichte 53 (1959) 95.
	        

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