Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1959) (59)

— 306 — Auch für Territorien in den Alpengegenden selbst trifft dies zu. So war auch St. Petrus in Bürglen, gegründet am Anfang des 8. Jh., die Ur- pfarrei des ganzen urnerischen Rheusstales.1) Stans (10. Jh.) war dies für 'Obwalden, Samen (vor 1036) für Nidwaiden.2) Dem entsprechen Remüs (6./7. Jh.) für das Unterengadin und Samaden (7./8. Jh.) für das Öberengadin.3) Was folgt daraus für das liechtensteinisch-vorarlbergische Gebiet ? Waren die rheintalischen Kirchen alle einst von der'Ur-Pfarrei Schaan abhängig? Man hat schon behauptet, dass Tochterkirchen selten den Titel ihrer Mutterpfarreien übernehmen.4) Gleichnamige Patrozinien wären ein Zeichen von unabhängiger Entstehung. Tatsächlich haben wir z. B. in Somvix und in Disentis das Täufer-Patrozinium, ohne dass. beide Pfarrkirchen voneinander abhängig wären, weil die Kirche zu Somvix eine bischöfliche Kirche und die in Disentis eine Eigenkirche der Abtei war. Aber anderseits erscheint uns die Genealogie: Rom- Mailand-Como-Bellinzona-Biasca-Quinto nicht aus der Luft gegriffen. Hier spielt eben die Verbreitung und Verdichtung der kirchlichen Or- ganisation nicht unwesentlich mit.5) Gibt es für Schaan solche Hinweise ? Zur Pfarrei Schaan gehörte nicht nur das heutige Gemeinde-Territorium von Schaan, sondern auch das Gebiet von Vaduz und Planken sowie die Siedlungen Profatscheng und Rotenboden, welche letztere beiden heute zu Triesenberg gehören. Das kann kaum Schaan als die liechtensteinische Urpfarrei belegen. Fragen wir uns, zu welchem Verwaltungsbezirk eigentlich Schaan ge- hörte. In der Einteilung, die' uns das karolingische Reichsurbar- des -')' Müller I., Uri im Frühmittelalter. Hist. Neujahrsblatt von Uri 1957/58 S. 7-39. - .. -) Graf Th. in den Beiträgen zur Geschichte Nidwaldens 19 (1949) 17 — 18 und Hecker Cl., Die Kirchenpatrozinien des Archidiakonates Aargau im Mittel- alter 1946 S. 45-46. :l) BUB I. S. 218 nr. 297 zu 1137/1139. Samaden ist vor Zuoz genannt und besitzt das ältere Patrozinium. Dazu Jahresbericht der hist.-äntiquar. Ges. v. Graubünden 88 (1959) 35-38. 4) Wolf-Lentze, Erläuterungen zum hist. Atlas der österreichischen Alpenländer. Kirchen- und Grafschaftskarte von Niederösterreich 1955 S. 34. 5) Vergl. Müller, Gotthard-Raum in der Frühzeit 1. c. S. 440-443, 448, 458 f 469 (Quinto).,
	        

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