Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1959) (59)

— 234 — nicht mehr von einer'tragenden Bevölkerung, mit der sie in täglichem Kontakt gestanden hätten, umgeben waren. Die Soldaten lebten in ihrem Kastell isoliert wie auf einer Insel. In den früheren Jahrhvm- derten römischer Herrschaft wurden die.einfachen Kochtöpfe vielfach noch in fast prähistorischer Weise in kleinen, lokalen Töpfereien her- gestellt und in den Verbreitungsgebieten unterschiedlicher Stilformen Hessen sich hier verschiedene Bevölkerungsgruppen gegeneinander ab- grenzen. Jetzt werden aber sogar die Kochtöpfe importiert: für die Rheinwarten aus der Eifel, für Schaan aus den Südalpentälern. Man wird spezielle Geschirrtransporte annehmen können, aber sie werden selten gewesen sein, und zerbrochene Gefässe wurden geflickt, wenn es möglich war. Mit solchen Transporten kamen nach Schaan die Reibschalen, Lavezgefässe und vielleicht die Argonnen-Sigillaten, bei denen man noch ein gewisses Mass von privatem Handel voraus- setzen möchte. Für die afrikanischen Sigillaten könnte man sich den Weg so denken, dass dieses Geschirr zunächst mit den grossen, ständi- gen Getreideimporten, von denen Italien1)' so sehr abhängig war, nach Europa kam und dass dann solche vereinzelten Stücke wie die unsrigen gemeinsam mit anderen Verbrauchsgütern aus dem Süden oder in diesem Falle Südosten hereinkamen. . . Da eine breite bäuerliche Bevölkerung offenbar ' nicht mehr existierte, wird man sich vorstellen, dass /vor allem die Truppe selbst, vielleicht mit ganz kleinen Aussenposten wie Scheunen und Ställen in der nächsten Umgebung Landwirtschaft betrieben hat. Für die Haustierhaltung zeugen die reichlich gefundenen Knochen von Rind, Ziege, Schaf und Schwein. Eine Scherbe von Argonneh-Sigillata aus der Villa von Schaanwald bezeugt, dass dieses Gebäude, das im 4. Jahrhundert sicher zumindest teilweise schon eine Ruine war, doch wenigstens gelegentlich wieder benützt wurde. Die übrige Bevölkerung wird vor allem als ständige oder zeitweise Bewohnerschaft der befe- stigten Höhensiedlungen,- wie wir sie etwa vom nahen Göfis oder Stell- feder im Vorarlberg kennen, gelebt haben. Niederlassungen dieser Art häufen sich im Bereich des alpinen Rheintales und zeigen damit deut- lich an, wie. sich die gallo-römische Bevölkerung hier nach den Ala- mannenstürmen gegen Graubünden hin zurückzog. Hand in Hand da- mit geht offensichtlich eine viel stärkere Benützung der Bündner Pässe ') Vgl. E. Stein, Gesch: d. spätröm. Reiches I, 355.
	        

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