Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1959) (59)

— 153 — konnten, haben wir über die Wuchsform unserer Rinder fast keine Anhaltspunkte. Über den Grad der Früh- oder Spätreife und.das von diesem z. T. abhängige Verhältnis der großen Röhrenknochen zuein- ander und zur WRH der Rinder vermittelt uns unser Material keine Vorstellung. E. DOTTRENS (1947, S. 470) spricht die Ansicht aus, daß die neoli- thischen Rinder von St. Aubin frühreif waren. Er begründet dies mit dem Fehlen ganz junger Unterkiefer mit noch unvollständigem Milch- gebiß. Diese Begründung vermag indessen nicht zu überzeugen, stützt sie sich doch auf einen negativen Befund. Vergleiche dazu auch S. 154. Ich gehe mit J. BOESSNECK (1956 b, S. 79) von der Auffassung aus, daß die vor- und frühgeschichtlichen Rinder einem spätreifen Primitiv- typ angehörten, und berechne darum die WRH nach den Proportionen der Dachauer Mooskuh (J. BOESSNECK, 1956, Tab. I, II, IV). Aus der Schussenriederschicht steht uns ein vollständiger Humerus (1/188, Tab. 55) zur Verfügung. Das Verhältnis der'Trochleabreite zur Total- länge beträgt 26 °/o. Der gleiche Index steht bei der Dachauer Moos^ kuh.auf 29,4 °/o' (J. U. DUERST, 1904, S. 256). Diese war demnach dick- knochiger als das Lutzengüetlerind der Schussenriederzeit. K. HESCHE- LER & J. RÜEGER (1942, S.- 468 f.) haben festgestellt, daß auch die neolithischen Rinder von Egolzwil 2 graziler waren als die erwähnte Mooskuh. Der Index der distalen Gelenkrolle beträgt dort 26,5 '%' für die kleineren, d. h. weiblichen Rinder! Wenn wir nun, vom Humerus der Schussenriederzeit ausgehend,' die WRH nach Tab. V von J. BOESSNECK (1956, S. 82) berechnen und dabei die Proportionen-der Dachauer Mooskuh als Grundlage nehmen, so tun wir das im Bewußtsein der Problematik dieser Rechnung: Die Mooskuh war sicher kleiner als unser Schussenriedertier (Humerus- länge 242 bzw. ca. 275 mm), sie war ferner dickknochiger, und außer- dem haben wir keine Möglichkeit, zu beweisen, daß die Poportionen der Mooskuh derjenigen unserer Kuh entsprechen; wir nehmen dies an, weil beide Rinder als spätreif gelten. Die Rechnung ergibt eine WHR von 131 cm. Da wir an weiblichen distalen Bruchstücken Trochlea- breiten von 67 — 74 mm fanden (Tab. 56 und S. 136), ist für die WRH der Kühe eine Schwankungsbreite von etwa 124 —136 cm anzunehmen. Dem Humerus der Michelsbergerzeit (48/227, Tab. 55) fehlt leider das Tuberculum maius. Aufgrund seiner physiologischen Länge von
	        

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