Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1959) (59)

— 147 — eine uneröffnete Ladenunterseite aufweisen. Nur der Ramus adscen- "dens ist jeweils abgebrochen. An einer etwa halbjährigen Mandibula aus der Schussenrieder- schicht (31/70) ist der aufsteigende Ast noch erhalten. Eine feine Schnitt- oder Kratzspur, die vom Hinterrand des im Durchbruch sich befindenden Mi aus zu einem Punkt ca. 3 cm vor dem Kieferwinkel zieht, möchte man geradezu als spielerischen Versuch eines Kindes deuten, den Kieferast so abzutrennen, wie es die Erwachsenen an Kie- fern adulter Kühe taten. — K. HESCHELER & J. RÜEGER (1942, S. .449) haben an juvenilen Unterkiefern von Egolzwil 2 mehrere sich kreu- zende Kratzspuren gefunden, «die ihre Entstehung spielerischem Tun zu verdanken scheinen». E. DOTTRENS (1947, S. 465) fand in St. Aubin nur wenige ganze adulte Ünterkiefer, während die jugendlichen, oft vollständig waren. Dieser Befund deckt sich mit unsern Beobachtungen. Aus der Moorsiedlung Thayngen-Weier (Michelsbergerkultur) er- hielt ich von Prof. W. U. GUYAN, Schaffhausen, die Kriochenfunde seiner Grabung von 1956. Unter diesen befinden sich iirrganzen drei adulte und drei juvenile Rinderunterkiefer. Alle sechs sind auf der ganzen Länge der Zahnreihe komplett. Bei einer der adulten Mandi- beln ist auch der aufsteigende Ast noch vorhanden; sonst fehlt er allen. Die Kieferlade-ist in keinem Fall eröffnet. Daraufhin muß man sich fragen, ob der Zustand der Kiefer nicht weitgehend vom Baugrund der Siedlung abhängt: In einem Moordorf versinken weggeworfene Kno- chen rasch und leicht im durchnäßten Boden. Setzeh Mensch oder Tier zufällig ihren Fuß auf sie, so geben sie nach und bleiben eher unver- sehrt, als auf dem harten Boden einer eigentlichen Landsiedlung. Die Befunde L. RÜTIMEYERs und J. LÜTTSCHWAGERs (s. oben) zeigen im Gegensatz zu Thayngen-Weier, daß auch in Moor- und Seeufersied^ lungen eröffnete Unterkiefer gefunden wurden. Anderseits halten die unversehrten jugendlichen Kieferladen aus der Landsiedlung Lutzen- güetle den aufgebrochenen erwachsenen Mandibeln zahlenmäßig die Waage. Die Interpretation der Befunde ist offenbar weniger einfach, als man auf den ersten Blick hin annehmen könnte ! In der Bronzezeit des' Lutzengüetle scheint die Technik darin be- standen zu haben, die Unterkiefer in der Mitte zu zerbrechen. Jeden- falls liegen drei Stücke mit P2 — P4 und eines mit P2 —. M2 vor, deren Unterseite intakt ist. Dagegen sind zwei Kiefer junger Tiere unten offen.
	        

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