Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1958) (58)

— 247 — Im 1956er Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein nimmt weiter der Stuttgarter Studienrat Dr. Friedrich E. Vogt in einem Kurzbericht zu diesem Thema Stellung. Studienrat Vogt verwirft, alle bisherigen Deutungsversuche dieses Namens und be- reichert die Reihe der Deutungen durch eine eigene, ich muss sagen recht originelle. Er glaubt, es handle sich hier gar nicht um eine deut- sche Bezeichnung, sondern alles spreche dafür, dass wir einen Namen vor uns- hätten,-der schon in vordeutscher- Zeit geprägt worden sei, nämlich in der keltischen Besiedlungsperiode. Werdenberg und Würt- temberg hätten höchstwahrscheinlich den gleichen keltischen Ursprung. Diese gegenteiligen Meinungsäusserungen haben mich veranlasst, dieser Sache nun ganz gründlich nachzugehen. Ich kam im Verlaufe meiner Untersuchungen zur festen Überzeugung, dass mein Deutungs- versuch am besten fundiert sei. Studienrat Dr. Vogt vertritt die Auf- fassung, dass der lautliche Unterschied zwischen dem mhd. «wert» und der heutigen Ausprache von «Werdenberg» so gross sei, dass es sich hier kaum um das gleiche Wort handeln könne. Dem ist entgegen- zuhalten, dass der Rheintaler z. B. das Wort «Werd» ('= bekannte Insel im Bodensee) genau gleich aüsspricht wie'Werdenberg, also beide mit kurzem, offenem e Laut. (Wärd, Wärdäbärg). Hier kann ich also beim besten Willen keine Klippe finden. Dieser Einwand hat jedoch- seine Geltung für die versuchte Ableitung vom mhd. wer = .wehr (bewerhrter' Berg). Hier hat tatsächlich sowohl die' werdenbergische als auch unsere Mundart eine stark unterschiedliche Aussprache, näm- lich bei wehr ein langes, geschlossenes e, im Gegensatz .zu dem kurzen, offenen e Laut in Werdenberg. Auch das d spricht nicht für die be- hauptete Ableitung aus dem mhd. wer = wehr. Sowohl in den Zuschriften aus dem St: Gallischen als auch im vor- erwähnten Kurzbericht wird darauf hingewiesen, dass der kleine Wer- denbergersee künstlich angelegt' worden sei und zwar erst zu einer Zeit, in der' die Namengebung schon längst erfolgt war. Kurzum, die. örtlichen Verhältnisse sprächen in keiner Weise für die Herleitüng des Namens Werdenberg vom mhd. werd. Nach Lexer bedeuted werd: Insel,- Halbinsel, erhöhtes wasserfreies Land zwischen Sümpfen, Ufer. Einig ist man sich in der-Annahme, dass der Name sehr alt sei, dass er also zu einer Zeit entstanden ist, in der unsere Rheinebene noch .ganz' anders aussah. Man liest in alten Beschreibungen von
	        

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