Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1958) (58)

— 106 — Zu Carl Ferdinand Graf von Waldsteih tritt nun.ein zweiter .welt- licher Herr als Interessent, Fürst Ferdinand zu Schwarzenberg..Es ist nicht bekannt, ob er eine bestimmte Summe offeriert hat,, denn die Akten berichten nur von seinem Interesse. • Wieder berichtet der Fürstabt nach Wien und verweist auf Bischof Ulrich von Chur als den Meistbietenden. Er gibt aber zu bedenken, dass einem seiner Nachfolger der Ertrag bald zu gering erscheinen könne, so dass sich möglicherweise keine dauerhafte Lösung ergäbe'. Vielleicht werde es möglich sein, den Obristkämmerer Graf-Waldstein (der Mitglied des Reichshofrates in Wien war) oder einen anderen Minister so weit zu interessieren, dass jemand zu einem Angebot von' 100 000 Gulden zu bewegen ist. Es kommt aber nicht dazu, und nun werden weitere Vorbereitungen-zum Verkaufe getroffen. Alles macht den Anschein, als werde es zum Vertrage mit Chur kommen. Zwei Monate lang, vom 5. Dezember 1696'bis 7. Februar 1697, ver- handeln/die Beauftragten des Fürstabtes von Kempten mit den Gläu- bigern. Ein Protokollauszug enthält 216 Vergleiche, die in diesen Mo- naten geschlossen werden, ein mühsam erzieltes Ergebnis. Es ist inte- ressant, welche Forderungen vorgebracht werden. Vom Gehalt des Landvogtes und_ Landschreibers über die Forderungen von Handwer- kern aller Art geht es bis zuni unbezahlten Lohn der Dienstmagd. Einem Kammerdiener ist Graf Ferdinand nicht nur Lohn schuldig ge- blieben; er hat von ihm eine grössere Summe Geld entlehnt. Die Be- gräbniskosten eines Verstorbenen Grafen sind noch unbezahlt, eine arme Witib hat noch "Kostgeld zu fordern für die Verpflegung des Grafen, der vor 10 .Jahren gestorben ist. Immer neue Eingaben und Proteste schrieb Graf Jakob Hannibal, der ein ausgesprochener Viel- schreiber war; so dass zum .Schluss 1 344 Gulden für Briefbeförderung offenstanden — das Porto war damals nicht billig. Ein Landvogt hat in höchster Not für die Herrschaft Geld ausge- borgt, nun müssen seine Erben den Betrag verzinsen, ein Zöllner hat sich für die Herrschaft verbürgt, der Churer Oberzunftmeister borgt dem, Grafen, um seinen Arrest zu verhüten, ebenso hilft ihm in glei- cher Not ein Wirt im Schwabenland. Graf Jakob Hannibal war nach Augsburg zur Kaiserkrönung ge-, reist, und dort hat er es genau so gemacht wie in Wien: Kutsche und Pferde, Hausmiete und Kost, alles bleibt unbezahlt und der Graf fährt ab.
	        

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