Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1957) (57)

—182 — . ' Wie erbarmungswürdig klingen die letzten Worte des letzten zum • Tode verurteilten Menschen aus "dem Gutachten heraus ! Er ist ohne jede Untersuchung einfach eingekerkert, und gefoltert worden, man weiss nicht warum. Nun bittet er die Richter; sie mögen sich seiner erbarmen und ihn am Leben lassen, er sei Zeit seines Lebens für einen Narren gehalten worden. Die Bitte nützt nichts, der Scheiterhaufen wird angezündet. •' Vor vielen Jahren hätte der Angeklagte von der Zeugin gern ein «Sch'apele» (eine Haube) gehabt, aber sie habe ihm diese nicht gege- ben, sondern eine andere. Daraufhin sei sie krank geworden, meldet sie jetzt, als der Angeklagte, verhaftet würde. . 'Eine Uripässlichkeit nach dem Besuche des Verdächtigen kann auch vom Aderlass kommen, den der Zeuge nach seinem Berichte kurz vorher hat machen lassen, erklärt das Gutachten. : • Besonders gefährlich war es, Drohungen auszustossen. Sie .werde es denen, die sie-bei der Obrigkeit anzeigen, schon eintränken, sagt eine Frau. Auf diese (doch ganz allgemein gesagten Worte) sei dem Zeugen eine Kuh verreckt, sägt seine Meldung.; • Die Katze der Angeklagten hat der Zeugin Hühner erwürgt und diese ertränkt die Katze. Wieder das .Wort der Angeklagten, sie werde es der anderen Frau schon eintränken. In einem Vierteljahr ( !) ver- reckt ein Schwein, später folgen zwei weitere. Der Zeugin ist es klar, es kommt von" der Frau, mit der sie den Streit gehabt hat. Dieselbe. Drohung einer anderen Person,' am nächsten Tag gibt die Kuh gestockte Milch, und äm dritten verreckt ein Stier. . . • • Ein Mann trägt ein verrecktes Kitz zum Verlochen hinaus auf den Schindanger, Dorfbuben sehen es und lachen, ihn aus. «Ich werde- auch lachen, wenn einem oder dem anderen ein Ross .oder eine Kuh umfällt», sagt er zu ihnen. Aber er lacht nicht darüber, als am näch- sten Tage irgendwo im Dorf in einem Stalle .ein Ross stirbt,'denn-der Besitzer geht zur. Obrigkeit und meldet seine Rede als Beweis. Der Ber weis ist da, dass er ein Hexenmeiser ist. Noch i manche Einzelheit wäre zu berichten, aber dann müsste man'fast das'ganze Gutachten abdrucken. Wir haben gesehen, dass die/ Verwirrung der Geister in jener Zeit nirgends deutlicher zum, Aus- druck'kommt als in den Anzeigen, die gegen die armen Mitmenschen, Mitbürger und Mitchristen vorgenommen werden, sinnlos, bar- jedes Mitgefühls und jedes Erbarmens !
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.