Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1957) (57)

— 170 — Der Referent, war ein gewissenhafter Gelehrter, der jede Einzel- heit beachtete. Er glaubt an die Möglichkeit' des Hexenwerkes, spricht vom abscheulichen Laster der Zauberei, vom hassenswertesten Ver- brechen, das der Gemeinschaft sehr schädlich ist. • - ' Das Eingreifen des Teufels ist ihm eine, klare Tatsache, und hier ist. er vom Aberglauben selbst nicht frei: Der Teufel kann auf den :Hexenversammlungeh die Gestalt einer frommen Person annehmen,' um. seine Untergebenen in ihrer Bosheit zu stärken und Unschuldige in Gefahr zu bringen, er kann sich sogar in-den Engel des Lichts ver- wandeln.!. Oft sucht er bei .einer Anzeige die «causa naturalis», die natürliche Erklärung, aber dann sagt er wieder dazu, dass auch andere böse Leute die Tat; verübt haben könnten. Der Referent widerlegt an keiner Stelle den Wahnsinn des ganzen Verfahrens, er spürt Widersprüchen nach und sucht Nichtigkeitsgrüride aüs der wirklich unglaublichen Formlosigkeit und Liederlichkeit,, mit der die Prozesse geführt werden: «Forma non servata actus redditur nullus»; wenn die vorgeschriebene Form'nicht, eingehalten wird, ist .der ganze Rechtsakt ungültig. Diese Worte könnte man "als Leitsatz über die ganze Arbeit stellen. , , - / Da und dort erkennen wir hinter 'den Worten des trockenen Juri- sten doch das Herz. Einmal (ein einziges Mal !) spricht er vom armen gefolterten Menschen. Die Ausschreitungen der Beamten bei der Fol- terung erregen seinen Unwillen, und er schreibt das schöne Wort : «Nichts ist so grausam, als den Menschen, das Ebenbild Gottes, auf der Folter zu misshandeln und gleichsam zu zerfleischen». • Mit Ehrfurcht habe ich das Gutachten in den Händen genalten. Die Arbeit des Salzburger Gelehrten.(mag auch der Fürstabt von Kemp- ten ihm die Richtung gewiesen haben) hat Dutzenden unserer Vor- fahren das Leben gerettet. Sie standen schon in den-Untersuchungs- protokollen, man hätte sie eines Tages verhaftet und gefoltert . , . Es'kam nicht mehr dazu. Das vernichtende Urteil des Gutachtens, hat ihnen das Leben gerettet, ihnen-und vielen, vielen anderen; denn die Prozesse wären weiter geführt worden, wenn die Herrschaft und die Beämten Recht behalten hätten. Ein seltsames Bild ersteht vor unseren Augen: Da sitzt fern in Salzburg ein Gelehrter, der unser Land nie ge-
	        

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