Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1957) (57)

-15,7 - Abt dieses Stiftes, in gleicher Weise wegen seiner praktischen Veran- lagung wie wegen seiner Weltgewandtheit berühmt. Er verwaltete eine Reihe von adeligen Gebieten, er reorganisierte" und sanierte' sie, er schuf die eigentliche Stiftsstadt mit Marktrecht und verschiedenen Gewerben. Eine grosse Buchdruckerei und eine Braue- rei wurden von ihm gegründet. Beim Kaiser stand der gelehrte Praktiker (er sprach französisch, italienisch und spanisch sowie lateinisch perfekt) grösstes Ansehen. Das höchste Gericht des Deutschen Reiches war das Reichskammer- gericht in-Wetzlar, das zu dieser Zeit in seiner Organisation ganz ver- .altet war und seinen Aufgaben nicht nachkam. Der Kaiser-ernannte den Fürstabt zum obersten Kommissär der Reorganisation, und meh- • rere Jahre hielt sich Fürstabt Rupert in Wetzlar auf, mit 24 Dienern, und er steuerte aus eigenem Gelde für diesen Auftrag an die 50 000 Gulden bei ! 1708 war er sogar für das höchste Amt am Kaiserhofe, für die Präsidentschaft des Reichshofrates- vorgesehen. , Wir körinen dem Geschicke dankbar sein, dass Rupert, «des Hei- ligen Römischen Reiches • Fürst und Abt zu Kempten, der Römischen Kaiserin Erzmarschall», wie sein Titel lautet, sich unserer Heimat an- genommen hat. Es wäre vielleicht manches anders gekommen, wenn' ein Mann geringeren Weitblickes, geringerer Aufgeschlossenheit und Bildung an seine'Stelle getreten-wäre. Denken wir nur daran, dass das Stift Kempten in der deutschen Geschichte^ mit dem traurigen Rufe' verbunden ist, dass in seinem Bereiche die letzte Hexe in Deutschland' verbrannt wurde, eine Ironie des Schicksals, wo fast hundert Jahre vorher der Abt desselben Stiftes den Hexenprozessen in unserem Lande ein Ende bereitet hat, denken wir daran, dass Fürstabt Rupert der. -Wortführer des Verkaufes von Schellenberg und Vaduz war L Die kaiserliche Kommission Fürstabt Rupert übernimmt, wie er schreibt, «mit geziemendem höchstem Respekt» die Kommission und schickt Delegierte nach Vaduz, die den Grafen in Feldkirch treffen, als er gerade ins Schwabenland reisen wollte, und eröffnen ihm gleich in Feldkirch, «damit er nicht entgehe», die kaiserlichen Befehle. Dann reisen die Abgesandten^des Fürstäbtes gleich ins Schloss Vaduz weiter, ,wo ihnen die Beamten wegen Ausfolgung der Prozessakten anfänglich «stark und heftig»
	        

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