Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1956) (56)

— 8 — sprünglich ihr Haus aufbauen wollen auf dem Fundament der Volks- souveränität. Alsbald aber ging sie ab von den ursprünglichen Ideen der Generalstände. Die Bande der Ordnung lösten sich auf^die Men- schenrechte, die feierlich verkündet worden waren, wurden zum Spott, der immer mehr zunehmende Radikalismus ging darauf aus, das Kö- nigtum gänzlich 
zu beseitigen, und der revolutionäre Geist drang er- obernd über die Grenzen Frankreichs in die Niederlande und in die Länder am Rhein ein. Jetzt, im Angesichte einer Gefahr, welche nicht nur das Reich, sondern sowohl Preussen als auch Österreich bedrohte, kam man an den Höfen der beiden Mächte zürn Entschluss, dieser Entwicklung Widerstand zu leisten. Man sandte eine scharfe Note in die Nationalversammlung in Paris, und diese antwortete am 20. April 1792 mit der Kriegserklärung. Und kurz darauf schon erklang das hinreissende Kriegslied der französischen Rheinarmee, das ein junger Offizier in Strassburg gedichtet hatte, und das später unter dem Na- men «Marseillaise» bekannt wurde, das Lied, von dem Napoleon sagte, es wiege 10 Armeen auf. Und mit diesem Kriege begann die europä- ische Tragödie. Der junge Kaiser Franz IL, der am Beginn seiher Herrschaft sich vor die Aufgabe gestellt sah, die Flammen der Revolution, welche an die Fundamente der europäischen Rechtsordnung griffen, zu löschen, rief in einem Manifest ganz Europa «zur Hilfe in einer.für die Ehre, und Sicherheit aller Regierungen gemeinsamen Gefahr» auf. Solange die Organisierung der französischen Armeen noch nicht vollendet war, vermochten die verbündeten Preussen und Österreicher manche Erfolge zu erringen. Aber bald zeigte es sich, dass die veralteten.-Formen feu- daler Strategie dem nationalistischen und patriotischen Enthusiasmus der französischen Volksarmeen nicht mehr gewachsen waren. Bald standen die französischen Streitkräfte am Rhein. Im Januar 1793 war auch das Königtum in Frankreich gestürzt worden, und die Revolution hatte damit jede Bindung mit der Vergan- genheit, aber auch mit. dem übrigen monarchistischen Europa gelöst. Jetzt aber formte sich eine gewaltige europäische Allianz zum Wider- stand und konnte anfänglich auch beträchtliche Erfolge erzielen, bis sich der Geist der Uneinigkeit in die Koalition einschlich, deren lok- keres Gefüge durch einige militärische Niederlagen bald vollständig aufgelöst wurde. Preussen schloss einen separaten Frieden in Basel 1795. Nur Österreich, England und Russland kämpften weiter. Öster-
	        

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