Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1956) (56)

- 77 - Meinung ist — zu sagen wagen (p. 210): «Es gibt nur einen alpinen iTauptparoxysmus, den tertiären. Der vorgosauisclie Schuh ist nur das sch'waclie "Vorspiel zu dem gigantischen Drama der tertiären Alpenttirmung gewesen, in den Oslalpen wie in den Westalpen». Der Hauptakt der Deckenschübe ist tertiären Alters trotz kre- tazischer Deckenbildung im intraostalpinen Bereich. Er ist es selbst dann, wenn sich als richtig erweisen sollte, dass im penninisehen Kaum Oberkreide-Flysch über fertige Decken transgrediert: auch unter Einbezug der sich während der ganzen alpinen Baugeschichte gellend machenden Bewegungstendenz zur steten Einengung des alpinen Raumes. ^ Nach E. Kraus ergibt sich allerdings eine etwas andere als die obge- nannte Auffassung. Man darf sie. gemäss seiner grossen Erfahrung in alpinen Be- langen und nach der Wichtigkeit seiner theoretischen Studien "nicht unberück- sichtigt lassen. Entsprechend den Ansichten dieses Autors müsste man von der genannten Distanz in Abzug bringen: die Breite der «überf ahrenen Wurzel», nämlich 30 km. ferner die Breite des gesamthelvetischeu Tertiarraumes (da nach ihm gegen Süden zu in die «uordalpine Narbe» unterschoben wird), zusammen ca. 120 km. Aher anderseits muss nun neu hinzugerechnet werden : die «Unler- schiebungsdistanz» unter die «Silvretta-Oucan-Masse» (mindestens 40 km) und die Breite der «zentralalpinen» Massen, deren Front im allergünsligsten Fall im Süden des Sulzfluh-Rauines liegen kann. Diese Massen müssen, um zur heu- tigen Disposition im Rhätikon zu gelangen, ebenfalls nachuntereocaen unter- schoben sein (demnach mindestens SO — 60 km). Das sind gesamthaft wiederum rund 100 km. die zu den ungefähr 130 km breiten Terliärräumen des Prätigau- flysches. der Falknis- und der Sulzfluh-Decke zugezählt werden miissten. Man käme auch mit der Konzeption der Ablagerungsräume nach E. Kraus nicht um die Rechnung herum, dass die hypothetischen Narben noch zur Unlereocaen- zeit allermindestens 230 km voneinander entfernt gelegen hatten. .Dies harmoniert nicht mit der Auffassung von E. Kraus, wonach die alpine Bangeschichte keine relativ kurzfristigen Paroxysmen im Sinne von ] I. Stille und vielen andern, sondern nur unterschiedlich intensiven, aber stelig fortschreitenden Orogenbetrieb kenne. Diskordante Auflagerung und mächtige Brekzien-Konglomerathildungen haben für ihn nur geringe Bedeutung zur Fest- legung gehirgsbildender Bewegungen. Es sagt z. B. (i9~A. Jl. p. 442); «So muss die Diskordanzmelhode zur Bestimmung der Cebirgsbildung gerade in deren geosynklinaler Mutterstätte im allgemeinen untauglich sein». Anderseits propa- giert er dann aber (synsedimentäre) Faltungen und Deckenüberschiebungen, die sich «aussenbürtig». im gleichzeitig darüber entstehenden Sediment in keiner Weise abzubilden brauchen. D. h. Decken Verschiebungen unter ruhiger.' dun-h diese Vorgänge nicht beeinflusster Sedimentation, für welche natürlich — wie
	        

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