Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1956) (56)

allmählich sehr fühlbar werdende Wohnungsnot, bedingt durch den starken Rückgang der Bautätigkeit, veranlasste die Regierung, ein Ver- bot der Kündigung für Wohnungen zu erlassen. Zur Betonung der Souveränität des Fürstentums und der Vertre- tung der Interessen in den Nachbarstaaten, wurden Gesandtschaften in-Wien und in Bern errichtet, deren letztere'auch heute besteht, wäh- rend jene in Wien nach Festigung der internationalen Verhältnisse wieder aufgelassen wurde. Die Gesandtschaft in Wien hatte im Ein- vernehmen mit der deutschen Regierung auch die Interessen unseres Landes gegenüber dem Deutschen Reiche zu vertreten. Auch die Ver- tretung Liechtensteins an der Pariser Friedenskonferenz wurde in Er- wägung gezogen. Über Bitte des' Landesfürsten hat schon damals die Schweiz die Vertretung der Interessen des Fürstentums und seiner Staatsangehörigen in jenen Staaten übernommen, wo Liechtenstein keine eigene diplomatische Vertretung hatte. Auch die Frage der Auf- nahme des Fürstentums in den Völkerbund wurde aufgeworfen. Die fortschreitende Entwertung der Kronenwährung machte sich bei uns umso stärker fühlbar, als, wie schon oben erwähnt, Lebens- mittel aus der Schweiz bezogen wurden, die natürlich in Franken zu bezahlen waren. Zu Beginn des Jahres 1920 hatte die Krone noch einen Kurs von 3 Rappen, der sich vorübergehend wieder etwas besserte, um später noch' tiefer zu sinken. Durch verschiedene Massnahmen wurde versucht, wenigstens Milderung im Geldumlauf zu verschaffen, so durch Aufnahme der Kronenbestände, Herausgabe von 200'000 Sätzen liechtensteinischen Notgeldes in kleinen Werten, Ermunterung zur Einlage 'von Franken bei der Sparkassa gegen sehr gute Verzinsung usw., usw. Auch ein Gutachten des Universitätsprofessors Dr. Julius Landmann in Basel wurde zu dieser Frage eingeholt. Tatsächlich setzte sich immer mehr die Frankenwährung durch, so dass längere Zeit beide Währungen nebeneinander im Verkehr waren, aber weit mehr Kronen als Franken. Auch die Frage einer eigenen liechtensteinischen Post wurde auf- geworfen. Nach Fühlungnahme'mit der schweizericshen PTT-Verwal- tung drang die Einsicht durch, es sollte mit einem solchen Schritte noch zugewartet . werden, bis die wirtschaftliche Lage sich mehr ge- klärt habe. Österreich anerbot sich, die Post in Liechtenstein gegen Ersatz der tatsächlichen Auslagen weiterzuführen. Dieses Überein- kommen trat im Frühling 1920 in Kraft.
	        

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