Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1955) (55)

— 94 — namenforschung» und kommt in seinem Aufsatz auf einen Namen zu sprechen von 'dem drei verschiedene Formen in Gehrauch stün- den, nämlich «Siebelmatte», «Si'bermatte» und «Silbermatte». Hotzen- köcherle kommt dann zum Schlüsse, 'dass es sich bei dieser Flur ur- sprünglich um eine «runde» Matte gehandelt hätte. Tatsächlich bringt das mhd. Wörterbuch für rund, rundlich, kreisförmig die Ausdrücke sine-wel, sinbel. Im Mittelhochdeutschen kommt übri- gens auch die Form «sibel» (= rund) vor. Am 31. VIII. 1929 hielt an der Jahresversammlung der Schweiz. Näturforsdhenden Gesellschaft, 'Chefingenieur Wilhelm Schule einen Vortrag über «Die Landschaft Davos im Lichte bündnerisoher Orts- namen» (abgedruckt in Bündnerisches Monatsblatt, April 1930). Schüle kam dabei auch auf die vorerwähnte Siebelmatte zu sprechen und zwar mit folgenden Worten: «Südlich vom Platz Davos liegt die Ortsgruppe Frauenkirch mit dem bekannten idyllischen Berg- kirchlein auf derSiebeknatte, d. i. geschweifte oder rundliche Matte». In einer Fussnote verweist Söhlde auf weitere 'Siebelorte in der Schweiz, so auf Siebelnflüh im Madrisertal, Siebelenboden und Sie- belenfluh im Zwischbergental und Siebelenfliuh nebst -Gletscher auf der Westseite des Lagumtales beim Fletschhorn. P. Hugo Müller behandelt in seinem Ofowaldner Namenbuch ausführlich einige Flurnamen, die ebenfalls auf das mhd. sin-wel zurückgehen. P. Müller kommt zum gleichen Resultat wie Hotzen- köcherle. In Obwalden gibt es folgende Sinwel-Orte: Siwbalm, Siw- boden, Siwegg, Siwellenbrunnen, Siwellerblätz, Siwloch. In unserem Siebenthal auf Masescha gibt es dank der weichen Gipsunterlage lauter runde Geländeformen: nicht nur die Dolinenränder sind fast kreisrund, auch die dazwischenliegenden Hügel sind ausgesprochen rundlich oder, wie es im Mittelhochdeutschen hiess, «sinbel». Die lautliche Entwicklung von sin-wel, sinbel oder sibel zu siben ist ohne weiteres möglich. Das mhd. Wort für «rund» wurde auch in deutschen Landen durch den Volksmund umgewandelt; so gibt es in Nürnberg einen Simmelturm (runder Turm). Die Tatsache, dass dieser Simmelturm schon mit dem Personennamen Simon in Verbindung gebracht wurde, zeigt, dass auch hier der Zusammenhang mit dem mhd. Wort ganz verloren ging.
	        

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