Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1955) (55)

— 77 — Unverstandenes mittelhochdeutsches Sprachgut in unseren Flurnamen von Alexander Frick Ursprünglich waren wohl all unsere Flurnamen ohne weiteres verständlich, d. h. sie waren lebendige Bezeichnungen, die jedem Bewohner des Landes über die bezeichnete örtlichkeit unmittelbar etwas sagten, denn sie waren ja dem üblichen Sprach- und Vor- stelluii'gsstoiff- des Volkes entnommen, (z. B. Mühleholz, Oberfeld, Riedgarten). Wenn wir indessen das Verzeichnis unserer heutigen Flurnamen durchgehen, so müssen wir feststellen, dass nur mehr ein Teil derselben uns ohne weiteres anspricht, ein grosser Teil ist im Verlaufe der Jahrhunderte aus dem lebendigen Sprachzusammen- hang herausgefallen und wirkt heute nur mehr wie eine aufgeklebte Etikette. Das gilt vor allem für die vorideufcschen, also ifür die kel: tischen und die romanischen Ortsibezeichnungen. Aber auch viele unserer deutschen Flurnamen haben sich im Verlaufe der Zeit sozu- sagen versteinert, indem sie ausserhalb der Entwicklung blieben, die unsere Sprache durchmachte. Es fiel mir schon Jahre hindurch im- mer wieder auf, dass viele unserer inhaltsentleerten Flurbezeich- nungen aus der mittelhochdeutschen Sprachepoche heraus über- zeugend erklärt werden können. Bevor ich nun auf einzelne Namen eintrete, halte ich es doch für nützlich einige wesentlicheDaten aus der Entwicklungsgeschichte der deutschen Sprache kurz in Erinnerung zu rufen: Aus der indo- germanischen Ursprache entwickelte sich zunächst 'das Germani- sche durch Änderung im Konsonantenstand und Betonung der Wurzelsilbe. Das Germanische umfasst das längst ausgestorbene Ost- germanische (gotisch, vamdalisoh, burgundisch), das Nordgermani- sche (däuisch, schwedisch, norwegisch, isländisch) und das Westger- manisohe, aus dem sich das Deutsche. Friesische und Englische ent- wickelten.
	        

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