Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1955) (55)

— 64 — Diptycha, Lehens- und Verbrüderungsbiicher hatten aber .•den Nachteil, dass isic sich darüber ausschwiegen, ob für einen Toten nur das Memento oder auch ein persönliches Anniversarium in Frage kam. Tote mit Jahrzeit -wurden darum zum Notbehelf im Kalenda- rium 'des Messbuches oder Sakramentars vermerkt, so. z. B. in einem Sakramentar ans Paris (Ms. Ottob. Vatic. 313), wo es heisst: «die VII ante kalcndis septembris: Depositio Leotardi rjresbiteri» usf. Solches findet man bis ins 12. Jahrhundert. Es gibt 'dann Kalendarien für die Heiligen und Kalendarien für die Toten. Auch in Pfäverser Kalendarien findet man Einschiebsel für Letztere. Kalendarien für die Toten, obituaria, libri obituum oder Ne- crologia findet man seit dem 9. Jahrhundert. Sie treten zuerst zu- sammen auf mit den Miartyrologien und mit 'der Ordensregel des betreffenden Klosters, und awa-r aus liturgischen Gründen. Vorerst sind diese Necrologia eine Parallelerscheinung der Martyrologia, d. h. zur Liste der Heiligen, die an allen Tagen des Jahres fällig waren. Martyrologia gab es aber schon seit 'der christlichen Antike. • Die Necrologia sind diesen nachgebildet. Man verlas bei der Prim, d. h. beim Morgenoffizium, den für den Tag einschlägigen Abschnitt des Martyrologinms und in den Klöstern einen Abschnitt aus der Ordensregel. Dass man gleich wusste, was am betreffenden Tage zu halten und zu beobachten war, las man auch gleich die Namen der zu gedenkenden Toten vor. Solche vereinzelte persönliche Anniver- sareinträge gehören der Mitte des 8. Jahrhunderts an. Eigentliche Necrologia haben wir aber erst seit dem 9. Jahrhundert. Die älte- sten sind 'die 'des Mönches Usuardus von Saint 'Germain-des-Pres in Paris, von St. Gallen, Reichenau, Weissenau Usf. 
Die alten Necro- logia von Auxerre und Meersburg benützen dabei immer noch den leer gebliebenen Raum der Kalendarien. Diese Necrologia markieren nur den Todestag des Verblichenen. Wir erörtern hier bloss die Necrologia von Saint Germain-deS: Pres und St. Gallen. In Saint Germain bediente man sich noch in den Jahren 841 — 847 lediglich eines liber vitae. Das obituariuni ururde zusammengestellt zwischen 858 und 869 und zwar aus älteren Listen, idie bis in die Mitte 'dos 8. Jahrhunderts 'zurückgreifen. Alle Mönche seit 'diesem Zeitpunkte werden darin, aufgeführt. Das Buch gilt als das älteste Necrologium Frankreichs, hat aber Einträge bis
	        

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