Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1955) (55)

— 139 — Süden und Norden weiter, weil beidseitig noch Skelettreste im Ab- schJuss der Fundamente sich zeigten. Die Gräber waren alle gleich- förmig, die, Leichen in gestreckter Rückenlage mit anliegenden Ar- men und alle ohne irgendeine Spur von Sarg oder Stoffresten und ohne Beigaben. Nicht unerwähnt soll sein, dass sich in zwei Gräbern ca. 25 cm über der Leiche im ungestörten Grund separate Hand- knochen vorfanden. Die Knochenteile waren durchweg gut erhalten und, was besonders zu bemerken ist, die Hirnhöblen noch nicht mit Einsinterungen ausgefüllt. Es waren durchwegs Leichen von Erwach- senen, aber verschiedenen Alters — in einem Fall ausgesprochen zahnlose Greisenkiefer — und, soweit festzustellen, Männerleicben. Das gesammelte Knochenmaterial von etwa 10 weiteren Leichen stimmt mit dieser Darlegung überein. Es handelt sich also um rund 20 einheitliche, in einer bestimmten Ordnung angelegte Gräber, also weder Zufaillsbestattunig nocb Massengrab. Eine beweisbare Erklärung ides Gräberfeldes liegt zur Zeit nicht vor, einerseits, weil in den Gräbern selbst kein Anhalt. hiefiir zu finden war, anderseits, weil aktenmässig nichts über einen Fried- hof an diesem Ort 'bekannt ist. Der Befund zeigt, dass es sich nicht um sehr alte oder gar prähistorische Gräber handeln kann. Es ist daner blosse Vermutung, venn ich an zwei Möglichkeiten der Er- klärung denke. Es kann sich handeln um Kriegsgräber, etwa aus dein Schwabenkrieg, oder um Seuchengräber, etwa aus der Pestzeit. Für beides spricht die Lage, verhältnismässig weit ab vom Dorf und das Erlöschen der Erinnerung. Die alamannische Friedbofanlage schloss unweit nördlich der beutigen Friedbofanlage ab, die frühchristlichen Gräber lagen im .Südteil des Dorfes um die St. Peterkapelle und mehr südlich und die prähistorischen Gräber scheinen mehr der Höbe (zu über dem Dorf gelegen. Ich möchte beifügen, dass die alten Scbaaner etwas von einem geisternden «Pfaffamahdbock» erzählten, also immerhin noch ein Rest von Volikserinnerung vorhanden ist, dessen In'balt mit diesen Gräbern sehr wobl zusammenbänden kann, aber 'geschichtlich noch nicht deutbar ist. A. Frommelt
	        

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