Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1954) (54)

- 65 - zwischen Feldkirch und Vaduz durchzog, ein trefflich geeigneter Ort für gut gedeckten Hinterhalt, zudem nicht weit entfernt von Trie- sen, dem Sitz des Ritters, wie wir noch hören werden. Die Mem- minger bitten nun die befreundeten Churer Stadtväter, den Fall zu untersuchen («mit allem flysß und ernst solch Ursachen, so darinn erfunden werdent anzusehen») und alles zu tun, damit der Über- fallene seines Pferde« und Geldes wieder habhaft und der Gefangen- schaft ledig werde. Den Schluss des Schreibens bildet dann die Ver- sicherung stets williger Gegendienste in den üblichen umständlichen Wendungen. Leider is,t eine Antwort des Bürgermeisters von Chur im Mem- minger Stadtarchiv nicht vorhanden6, so dass wir über das Ergebnis der Demarche nicht unterrichtet sind. Es bleibt uns daher verbor- gen, welches die Hintergründe dieses Überfalles waren, ob es sich um reine Wegelagerei oder um Vollstreckung eines zedierten An- spruchs oder auch um eine Teilaktion in irgendeiner Auseinander- setzung handelt. Unsere Beachtung aber darf doch beanspruchen, dass die Beute des Überfalles nur in dem Pferd, «etlich gelt» — offenbar keiner beträchtlichen Summe — und eben in dem zu erwartenden, gleichfalls nicht besonders hoch bemessenen Lösegeld bestand. Von Waren ist also nicht die Rede, und wenn nicht etwa der Richensteiner in seinen kriegerischen Machtmitteln so weit her- untergekommen war, dass er sich mit der Niederwerfung eines Einzelgängers begnügen musste und den Überfall auf einen Kauf- mannstroes nicht riskieren konnte, wäre daraus vielleicht zu echlies- sen, dass es sich wirklich nicht um reinen Raub, sondern um einen persönlichen Handel drehte. Die Memminger selbst schienen sich jedenfalls über den Gr.und des Überfalles nicht klar gewesen zu sein. Sie nahmen aber von den Churern an, dass es ihnen wohl «wissenlich» sein werde, «wie gebürlich oder ungebürlich die tat an ihr selbst sye» und baten sie, die Ursachen anzusehen, «so darinn erfunden werdent». Wenn sie bitten, man möge «an enden da das erschiesß» (an Orten, da dies nütze) ihre Sache «zu fürdren», so klingt dies ganz, als ob man an Hintermänner dachte. * Laut freundlicher Mitteilung des Herrn Stadtarchivars W. Braun in Memmingen.
	        

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