Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1953) (53)

—y 45 — schlage Hauers sahen die Einführung verschiedener neuer Gesetze vor. Im gleichen Atemzug sprach der Hof rat das Todesurteil über die uralte Verfassung aus. Jedem geschichtlichen Werden fremd,111 em- pfand er die Rechte des Volkes als erschlichene Privilegien und usurpierte Hoheitsrechte; er handelte nach einem Gutachten für den souveränen Fürsten, worin erklärt wurde: «Seiner Durchlaucht Wille ist das höchste Gesetz und von der Befolgung befreyt keine Macht.»112 Mitten in seiner eifrigen Arbeit wurde 'der Hofrat von einem heftigen Fieber überfallen, das seine kritische Stimmung noch stei- gerte. Er wetterte über kirchliche Verhältnisse.113 Das Fieber stellte den Kranken auf harte Probe, und vor allem entbehrte er des — Kaffees: «Wenn ich doch Kaffee trinken dürfte», schrieb er, «so wäre es doch das, wodurch das Leben gestärkt werden könnte, aber der Zucker sieht wie mit Ochsenblut Übergossen aus, ist sauer statt süss. Dass ich doch bald werde fortkommen können . . !» In Un- mut und Eile beendigte der Hofrat nach seiner Genesung die Arbeit und reiste in die Schweiz weiter. Seine Vorschläge entwickelten sich recht bald. Die Folgen waren absehbar. Das Urteil des Inspektors über den alten Landvogt war so ver- nichtend, dass mit seiner Pensionierung gerechnet werden musste. Franz Xaver Menzinger war am 1. Juni 1740 zu Möskirch als Sohn eines Kastenvogtes geboren und kam 1788 als Landvogt nach Liech- tenstein. 
114 Er galt als ein Mann konzilianten Sinnes, war etwas von sich eingenommen, aber hilfsbereit, langmütig und verständnisvoll.115 Während der Franzosenkriege hatte er sich als guter und verdienst- voller Unterhändler erwiesen.116 Auch kannte er die alten Urkunden 111. HK. Wien L 2 — 14, 32, Note, 26. Nov. 1804. Um 1804 erklärte ein Rat- geber des Fürsten, dass die Reform «ohne vorläufige Lokalkenntnisse durchgeführt werden könne.» 112. 1. e., L 2 —4, 1, Gutachten, 18. Nov. 1806. 113. Die meisten Ausführungen Hauers über dieses Thema sind wenig respekt- voll. 114. Tschugmell, 52, datiert den Amtsantritt Menzingers auf 1788; KB. 588 auf 1797; Menzinger, 33; vgl. Büchel, Schaan, 80. 115. Kaiser, 500. Kaiser nennt Menzinger einen ebenso «kennlnisvollen als ge- rechten Beamten.» 116. Büchel, Schaan, 60.
	        

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