Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1952) (52)

— '252 — dargestellt ist die Gestalt -— mit offenen Augen und hängenden Ge- wändern — als lebender Mensch. Diese unentschieden schwankende Auffassung ist dem Mittelalter noch bis in seine Spätphase vertraut. Im ganzen genommen ist die Platte gut erhalten. Tiefere Zer- störungen sieht inairjnur am Kissen, an der Mütze und dem linken Auge. Immerhin hat man die körnige Oberfläche nicht etwa als Spuren der Bearbeitung, sondern als Wirkung der Verwitterung zu betrachten, woraus zu schliessen ist, dass der Stein geraume Zeit im Freien gestanden hat. Eine Inschrift ist nicht zu sehen, doch zeigt der Rand neuere Schläge, weshalb mit der Möglichkeit gerechnet werden darf, dass 1608 der Text weggemeiselt wurde. In den Boden war der Grabstein offenbar nicht eingelassen. Das zeigt schon die auch nach aussen abgeschrägte Einfassung, eben- so das hohe Relief der Figur sowie das Fehlen jeglicher Spuren von darüber geschrittenen Tritten. Auch daran, dass wir den Deekel eines Sarkophags vor uns haben, wird man angesichts der einfach-länd- lichen LTmwelt nicht denken wollen. So bleibt als wahrscheinlichste Annahme, dass wir vor einem Wandepitaph steilen und in das Loch, das in der Mitte des oberen Randes zu sehen ist, ein zur Befestigung an der Mauer dienender Haken hineingriff. Bei Plastiken fällt es bisweilen schwer, auseinanderzuhalten, oh eine gewisse Primitivität der Formgebung als altertümlich zu be- trachten oder auf ein handwerkliches Ungenügen des Meisters zu- rückzuführen ist. In unserem Fall ift ohne Zweifel da« letztere an- zunehmen. Dafür sprechen die heraustretenden Glotzaugen, der nur als Strich gebildete Mund, die beinahe brezelförmig aus den Schul- tern wachsen den Arme und die schwächliche Faltengebuug. W?il der nur in undifferenzierten grossen plastischen Massen gebildeten Figur ausgeprägte Stihnerktnale fehlen, bestünde für die Datierung ein grosser Spielraum, wenn uns nicht, wie bereits angedeutet, die
	        

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